Anja Braun

Die Bilderserie Santa Cristina in Salivolpe von Anja Braun (*1985) ist im weitesten Sinne als maximal reduzierte Landschaftsmalerei zu verstehen: 2016 notierte sich die Künstlerin bei einem Aufenthalt im titelgebenden Ort Farbstimmungen, um diese später in satten Pigmenten auf die Leinwand zu bannen. Die Pigmente werden mit einem wasserlöslichen Bindemittel aufgebracht, wodurch ihre Leuchtkraft erhalten bleibt, gleichzeitig tritt die unterschiedliche Textur der Pigmente deutlich hervor. Die Farbgegenüberstellungen bilden dabei einen ganzen Tag ab – ob die Reihung den Tagesverlauf chronologisch wiedergibt, bleibt der Imaginationskraft der Besucher*innen überlassen. Die Arbeit Unsere Zukunft liegt vielleicht auf dem Meer (2016) wendet den Blick vom Olivenhain weg in eine doppelte Ferne: Eine miloriblaue Leinwand wird durch eine angelehnte Glasplatte zweigeteilt, wodurch die fragile, textil anmutende Bildoberfläche eine Art Firnis erhält. Geschickt zitiert Braun hier das Genre der klassischen Malerei, während sie gleichzeitig den umgebenden Raum und die Betrachter*innen ins Bild miteinbezieht und einen Horizont eröffnet. 

Window 16 (2020) ist Teil einer Bilderserie, die unterschiedliche Formatierungen annimmt. Ob als Wandmalereien wie 2019 in Luzern oder aktuell als Glasmalerei: diesen ‹Fenstern› liegt eine konkrete Vorlage zugrunde, denn die Zusammenstellung der monochromen Rechtecke und Balken orientiert sich an Computerbildschirmoberflächen. Der transparente Untergrund lässt die Rechtecke im Raum schweben – verweist der durchsichtige Bildträger darauf, dass wir digitale Mittel eben nicht mehr als Mittel wahrnehmen und ihre Wirkmächtigkeit in der Folge verkennen, weil sie uns neutral, oder eher, gar nicht erscheinen? 

 

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