Project 13





Vernissage
Freitag, 14. April 2023, 17 – 20 Uhr
Samstagsführungen:
Samstag, 29. April 2023, 15 Uhr
Samstag, 13. Mai 2023, 15 Uhr
Artist Talk:
Mittwoch, 19. April 2023, 19 Uhr Meinrad Morger mit Jürg Stäuble
Donnerstag, 1. Juni, 19 Uhr Jan Hostettler, Nico Müller
Finissage
Samstag, 3. Juni 2023, 15 - 18 Uhr
Notizen an das Erinnern finden sich in den prozessorientierten Arbeitsweisen Jan Hostettlers, Nico Müllers und Jürg Stäubles in unterschiedlichen Formen realisiert. Zwischen gefundenen Objekten vergangener Alltäglichkeit, Abgüssen, Plastiken und zeichnerischen Referenzwerken skulpturaler Umsetzungen steht dem Blatt und anderen Papiersorten eine zentrale Trägerschaft zu in ihrer künstlerischen Auseinandersetzung mit der potenziellen Erscheinung und dem sukzessiven Entschwinden der Dinge. So finden sich im space25 Arbeiten versammelt, die von kleinformatigen Papierarbeiten reichen, welche Abdrücke einstiger Gebrauchsweisen bezeugen hin zu deckenden Übermalungen auf graviertem Karton, die in bewusster Verzerrung ihr Gegenüber adressieren.






In sonderbarer Weise wohnen den künstlerischen Hervorbringungen Jan Hostettlers (1988*) monumentale Alltäglichkeiten inne. Es sind verschiedenartige Objekte, die sowohl zufällig auf Wanderwegen gefunden als auch die Kontingenz der Geschichtsschreibung aufsuchend aus Archiven entnommen, mit deren Zeugenschaft sich der Künstler beschäftigt. Der Dauer ihrer Existenz kommt dabei eine zuweilen gegenläufige Zeitrechnung zu: Vergänglichkeiten beschleunigen oder in Szene setzen, um ihrem Zerfall entgegenzusteuern. Denn ein Objekt in Bild überführt, will nicht vergessen werden. Doch bedeutet dies durch die künstlerische Arbeit Hostettlers, dass sie nunmehr lediglich Abbild ihres einstigen Selbst sein können, da in seiner malerischen Praxis Bildobjekt und Bildträger zusammenfallen. Die gemalten Hufeisen, Knochenstücke und Schnitzereien gehen der Verarbeitung ihrer Materialität zu Pigmenten hervor, Holz wie Knochen verkohlt und Metalle durch chemische Oxidationsprozesse gelöst. In anderen Situationen wirkt die künstlerische Arbeit Hostettlers konservatorisch in das Schicksal mancher Dinge ein, stellt schützende Hüllen dem Zerfall durch Erosion entgegen oder glättet in feiner Restaurationsarbeit verknüllte Hüllen einstiger Gebrauchsweisen.
Carla Patricia Kojich











Der Taler muss bekanntlich Wandern, zumeist in wiederkehrenden Kreisen. Kommt der Münze als Wertstück und Tauschobjekt eine gewisse Banalität des Alltäglichen zu, wird ihr Abglanz gleichsam Dreh und Angelpunkt der ausgestellten Arbeiten Nico Müllers (1983*). Verdrehend, verzerrend, die ruhige Aufgabe des Scanngeräts störend, entstehen Bildwelten schmelzender Gelstücke. Als manuelle Glitche digitaler Collagen könnte sich die künstlerische Praxis Müllers interpretieren lassen, mehr noch scheinen seine Arbeiten als Konstellationen wirksam zu werden. Die Überlagerung lässt das Darunterliegende durchschimmern, dann das darauf Referierende umwinden und stellt sodann die Frage nach dem DU im Wertesystem. Weiss lackiert hängen gravierte Kartonpanelen an den Wänden auch ihre Einschreibung geht einem Spiel aus manueller und digitaler Manipulation hervor, gescannte Buchstaben von Hand graviert. Auf unterschiedliche Weisen verzerrt und multipliziert adressieren sie immer wieder in selber Anrede.
In den subtilen Setzungen Nico Müllers stehen stets Beziehungen zueinander im Raum, arbiträr und gleich unvermeidlich zusammenhängend drehen sich, wie ein Möbius-Band zugleich draussen wie drinnen.
Carla Patricia Kojich








Mit dem zeichnerischen Werk Jürg Stäubles (1948*) eröffnen sich Einsichten in eine künstlerische Praxis, die ausgehend vom geometrischen Formenprinzip jeweilige Ordnungsverhältnisse in unvorhersehbare eigenständige Gestalten überführt. Stellenweise sind sichtbare Konstruktionen zu erkennen innerhalb derer perspektivische Drehungen ertastet oder zu kristallinen Verschachtelungen geformt werden. An anderer Stelle wird die Gesetzesmässigkeit des Rasters zum Navigationsraum für geregelte Unförmigkeit: Entlang der Rasterungen mit dem Zeichenstift folgend, lässt Stäuble neue Formationen entstehen, die sich auf ihr formgebendes Prinzip beziehen und dieses zugleich untergraben. Konstruktion und Form stehen in einem labilen Gleichgewicht, stets mit dem Potenzial die Logik ihrer Erscheinung in sich selbst umzustülpen. Aus elliptischen Flächen werden wallende Körper, aus plastischen Körpern zusammenfaltbare Gerüste. Stäubles Objekthaftigkeit wirkt einfach und komplex zugleich, wenn gradlinige Schraffuren innerhalb amorph anmutender Flächen, optische Tiefgänge erproben.
Die Zeichnung wird in der künstlerischen Arbeit Stäubles zum Mittel und Ort des Experiments. Aus ihnen gehen Werkformen hervor, die einen autonom für sich stehend die anderen als Ausgangslage zur Realisierung skulpturaler und installativer Arbeiten.
Carla Patricia Kojich