space25

Project 20

Vernissage, Donnerstag, 28. November, 17-21 Uhr

Lorenza Diaz
Esther Ernst

WEG IST WEG 2.0 
Linolschnitte von über 50 Kunstschaffenden

Artist Talk
Do 23. 01. 2025, 19 Uhr


Samstagsführung

14.12. 2024 und 25.1. 2025, 15 Uhr

Öffnungszeiten
Mittwoch bis Freitag, 15 – 18.30 Uhr
Samstag 13 – 17 Uhr
Oder nach telefonischer Vereinbarung +41 79 688 05 03

Text +

Zwei Künstlerinnen, zwei Wege, die Landschaft zu erfassen, und doch ein gemeinsames Ziel: die unsichtbaren Fäden zwischen Realität und Erinnerung sichtbar zu machen. Lorenza Diaz malt nebelverhangene Szenerien, die wie verblassende Traumbilder aus einer fernen, vergessenen Zeit aufsteigen – melancholische Landschaften, die an die Grenze zwischen Figuration und Abstraktion treten. Hingegen bewegt sich Esther Ernst in ihren Zeichnungen zwischen kartografischer Genauigkeit und Traumwelt. Ihre feinen Linien, präzisen Striche und assoziativen Texte verflechten sich zu labyrinthischen Bildern, die wie Erinnerungslandschaften wirken. Gemeinsam öffnen sie poetische Bildwelten, in denen sich Realität und Imagination zu einer neuen, subjektiven Topografie verschmelzen.

Lorenza Diaz Text Website +

In den Gemälden von Lorenza Diaz entfaltet sich eine Welt, die zwischen Figuration und Abstraktion oszilliert, eine Landschaft, die gleichermassen vertraut und fremd erscheint. Ihre Werke reflektieren eine Natur, die sich den menschlichen Eingriffen entzogen hat, aber dennoch die Spuren einer vergangenen Zivilisation trägt. Es sind Szenen von atmosphärischer Dichte und Leere zugleich, die an dystopische Visionen erinnern und doch eine Melancholie ausstrahlen. Diaz' Malerei steht in der Tradition der romantischen Naturdarstellungen des 19. Jahrhunderts, verweigert sich jedoch einer idealisierten und nostalgischen Sicht auf die Landschaft. Anstatt die Natur als übermächtige, erhabene Kraft zu inszenierten, verortet Diaz ihre Werke in einer Gegenwart, in der die Natur von den Überresten menschlicher Eingriffe durchzogen ist. Ihre Werke sind nicht nur visuelle Darstellungen, sondern auch physische Reflexionen über das Vergehen der Zeit. 

Ein zentrales Element in Diaz’ Malerei ist das Licht. Es fungiert nicht nur als technisches Mittel, sondern als konzeptionelles Werkzeug, das den Bildraum strukturiert und zugleich entgrenzt. In ihren Gemälden durchdringen diffuse Lichtstrahlen den Nebel, durchfluten die Landschaften und schaffen so eine fast traumartige Atmosphäre. Die narrative Struktur wird zugunsten einer offenen, assoziativen Bildsprache aufgelöst: Das Licht unterbricht klare Konturen, verwischt Horizonte und erzeugt eine schwebende, zeitlose Stimmung. Ihre Maltechnik ist geprägt von einem intuitiven Prozess des Schichtens und Verwischens. Sie arbeitet Schicht für Schicht, trägt Farbe auf, wischt sie ab, übermalt und lässt nur fragmentarische Strukturen bestehen, die im Licht aufscheinen und im nächsten Augenblick wieder im Nebel verschwinden. Dieser Prozess verleiht ihren Bildern eine besondere Haptik, die sich dem schnellen Blick entzieht und die Betrachter:innen zu einem genaueren Hinsehen auffordert. Es ist ein Spiel zwischen Kontrolle und Zufall, das Diaz bewusst einsetzt, um die Fragilität und Flüchtigkeit der dargestellten Szenen zu betonen.

Diaz’ Malerei wird so zu einer Reflexion über die Zeit, über das Vergehen und das Erinnern, über das Verhältnis von Menschen und Natur. Sie schaffen Momente des Innehaltens und der Kontemplation, in denen die Betrachter:innen eingeladen wird, sich mit der Vergänglichkeit und der stillen Poesie des Augenblicks auseinanderzusetzen. So werden die Gemälde von Diaz zu Spiegeln einer Welt im Wandel, die uns zum Nachdenken über unsere eigene Existenz und die Spuren, die wir in der Welt hinterlassen, anregen.

Esther Ernst Text Website +

Die Werke von Esther Ernst stellen eine faszinierende Verschmelzung von kartografischer Präzision und subjektiver Wahrnehmung dar. Dabei steht die Zeichnung selbst im Mittelpunkt: Ein Medium, das für seine Unmittelbarkeit und Ehrlichkeit geschätzt wird. Ob beim Wandern durch die schroffe Landschaft rund um Mürren oder beim Erkunden des urbanen Raums von Jerewan– in ihren Werken treffen präzise Abbildungen auf verspielte Skizzen, die durch Texte ergänzt werden. Diese Textfragmente beziehen sich auf ihre direkten Beobachtungen und verleihen ihren Werken eine zusätzliche narrative Ebene. Die Texte sind oft wie Flussläufe oder Wege in die Zeichnungen integriert und schaffen eine Symbiose zwischen Bild und Schrift. So entstehen vielschichtige Zeichnungen, die persönliche Erlebnisse, Gespräche mit Bewohner:innen und Recherchen in einem komplexen Geflecht kombinieren. Der Wechsel ihrer Zeichenstile, von der scharfen Linie des Bleistifts bis hin zur lebhaften Spur des Wachsstifts, spiegelt dabei den Übergang von äusserer Betrachtung zu innerer Reflexion.

In der «Gute Nacht, du falsche Welt»- Serie befreit die Künstlerin Esther Ernst Motive aus ihren eigenen Träumen und verknüpft diese mit Assoziationen, Eindrücken von verwüsteten Landschaften, Naturkatastrophen und archäologischen Fundorten. Auch zufällige Fundstücke aus der Natur fliessen in ihre Arbeit ein – Objekte mit einer besonderen Materialität oder Struktur, die Emotionen in ihr wachrufen und als Brücke zu ihren Traumwelten dienen. Diese einzigartigen Elemente schaffen eine Verbindung zwischen innerer Welt und äusserer Realität und lassen Betrachter:innen in vielschichtige, introspektive Bildräume eintauchen, die auf eigenwillige Weise befremden und zugleich begeistern. 

Ihre Werke zeichnen sich durch eine subtile, präzise Linienführung aus, die den Betrachter:innen in fein strukturierte, oft labyrinthische Landschaften führt. Ihre Werke sind halb Landkarte, halb Traumlandschaft – eine Hommage an die Zeitlichkeit und Wandelbarkeit der Orte, die sie einfängt. Das Gesamtwerk ist nicht nur eine Dokumentation der äusseren Welt, sondern auch eine Einladung, sich der eigenen Umgebung mit neuen Augen zu nähern und eigene Assoziationen zu knüpfen. Die Arbeiten erzeugen eine Resonanz, die sowohl vertraute als auch fremde Aspekte hervorruft – eine Erinnerung daran, dass Orte in ihrer Vielschichtigkeit immer subjektiv bleiben. Jede Zeichnung ist ein Fenster in eine Welt, in der Ernst die Linien der Realität mit dem Garn ihrer Erlebnisse und Empfindungen verwebt. 

Die Basler Künstlerin Esther Ernst lebt in Berlin und Solothurn. 

WEG IST WEG 2.0 Text Website +

Urs Aeschbach, Anna Maria Balint, Annette Barcelo, Selina Baumann, Beat Brogle, Peter Brunner Brugg, Isabel Bürgin, Sibilla Caflisch, Colette Couleau, Thomas Dettwiler, Gabriella Disler, Lorenza Diaz, Brigitte Dubach, Saskia Edens, Tatjana Erpen, Sonja Feldmeier, Hans-Rudolf Fitze, Franziska Furter, Daniel Göttin, Gert Handschin, Yvo Hartmann, Fritz Hauser, Eric Hattan, Linda Heydegger, Christine Hiebert, Esther Hiepler, Rut Himmelsbach, Jan Hostettler, Daniel Karrer, Beat Keusch, Anita Kuratle, Doris Lasch, Laura Mietrup, Alexandra Meyer, Marcel Mayer, Genéviève Morin, Maja Müller, Nico Müller, Sina Oberhänsli, Peter Olpe, Lisa Pomeroy, Hans-Christian Pulver, Boris Rebetez, Dorothee Sauter, Maja Rieder, Eva Schick, Sarina Scheidegger, Max Philip Schmid, Wolfgang Schneider, Felix Seiler, Celia & Nathalia Sidler, Alex Silber, Angela Staffelbach, Jürg Stäuble, Erika Streit, Peter Steinmann, Fifo Stricker, Alain Claude Sulzer, Christian Vogt, Angelika von Arx, Werner von Mutzenbecher, Hans Rudolf Wehren, Sarah Weishaupt, Gido Wiederkehr, Katharina Anna Wieser, Anna Barbara Wiesendanger, Dadi Wirz, Aline Zeltner, Fabia Zindel, Martin Zingg

Kabinett Text Website +

Project 19

Vernissage Donnerstag 29. August, 17-21 Uhr
Finissage Freitag, 8. November, 17-21 Uhr

Artist Talk
Do 31. 10. 2024, 19 Uhr

Samstagsführung
14.9. und 5.10. 2024, 15 Uhr

Öffnungszeiten
Mittwoch bis Freitag, 15 – 18.30 Uhr
Samstag 13 – 17 Uhr
Oder nach telefonischer Vereinbarung +41 79 688 05 03



Poetry of preposition
Ivan Mitrović, Anselm Stalder

Anselm Stalder und Ivan Mitrović teilen in ihren Arbeiten eine tiefe Auseinandersetzung mit den Verflechtungen menschlicher Existenz und gesellschaftlicher Strukturen, auch wenn sie künstlerisch unterschiedlich vorgehen. Die Arbeiten reflektieren allgemeine und persönliche Erfahrungen und Geschichten, orientieren sich an Aktualität und Geschichte. Die Suche nach spezifischen visuellen Sprachen, die tiefere Einsichten in die Existenz ermög- lichen sollen, verbindet die beiden Werke und lädt das Publikum ein, komplexe Verknüpfungen aus unterschiedlichsten Perspektiven zu betrachten, so wie es auch der Untertitel der Ausstellung anregt.

Elwira Spychalska

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Ivan Mitrović Text Website +

Gefunden. Aufbewahrt. Umgewandelt. In ein neues Medium übersetzt. Das Sammeln von Erinnerungen, Erlebnissen, aber auch von Gegenständen wie Zeichnungen und Fotografien bildet den Ausgangspunkt vieler Werke von Ivan Mitrović. Die Themen seines Oeuvres sind vielfältig und stets aktuell, von politischen Debatten und Machtsymbolen bis zur Auseinandersetzung mit im Alltag vorgefundenen Objekten. Er hinterfragt Normen, reflektiert über die Verbindung zwischen Gegenwart und Vergangenheit und setzt sich mit Traditionen und historischen Ereignissen auseinander.

Mitrovićs künstlerische Praxis ähnelt einer wissenschaftlichen Methode: Fragmente einer Kultur werden gesammelt, aufbewahrt und dienen als eine Inspirationsquelle. Er schafft jedoch keine Kategorien, Hierarchien oder Unterordnungen. Diese subjektive und interessengeleitete Sammlung zitiert Fragmente einer bestimmten Zeit und Momente, die in Mitrovićs Malerei erneut zum Leben erweckt werden. Durch seine Arbeit schafft er ein visuelles Archiv von Erinnerungen und Erlebnissen, das sowohl persönliche als auch universelle Momente einfängt. Die Malerei wird dabei zum Zitat dieser gesammelten Fragmente, die eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlagen.

So beschäftigt sich ebenfalls seine Serie «Surface Painting» mit der Thematik des Sammelns, wobei Erfahrungsmomente, Texte, Alltagsgegenstände und Bildfragmente die Grundlage seiner Arbeit bilden. Mittels dieser Werke untersucht er die Wahrnehmung flüchtiger Bildsequenzen, fordert die Betrachter zur aktiven Bedeutungsfindung auf und strebt eine Demokratisierung des Sehens an, indem alle dargestellten Gegenstände gleichwertig sind. 

In seinen grossformatigen Ölgemälden werden gefundene, selbst gezeichnete und aufbewahrte Zeichnungen originalgetreu auf die Leinwand übertragen, wobei der Duktus der Zeichnung auch auf der Leinwand beibehalten wird, es kommt also zu einer Gleichstellung zwischen den beiden künstlerischen Medien. Durch das Übertragen der Skizzen auf die Leinwand entstehen hyperrealistische Kunstwerke, die zugleich abstrakte Elemente enthalten, die auf alltägliche Momente verweisen. 

Ivan Mitrović studierte an der Fachhochschule für Künste in Bern unter der Leitung von Anselm Stalder. Seine Werke wurden unter anderem bereits in der Kunsthalle Bern (2018, 2019) und im Kunsthaus Langenthal (2020) ausgestellt. Ivan Mitrović (*1985, lebt und arbeitet in Basel und Bern).

Anselm Stalder Text Website +

Das bevorzugte Medium der Veröffentlichung ist in meinem Fall die Ausstellung. Arbeit im Atelier ist nur sinnvoll, wenn Veröffentlichung möglich und bei der Produktion das Mitdenken der Öffentlichkeit integraler Bestandteil ist. Die Ausstellung wird unter dem Gesichtspunkt der Einsicht und nicht des Einblicks gedacht und realisiert. Sie wird einerseits aus den Perspektiven des Ateliers geplant und veranstaltet, andererseits aber angeregt von Interesse, Wertschätzung oder Kalkül, vermischt mit institutionellen Wünschen, Sachzwängen, lokal- und weltpolitischen Unabwendbarkeiten, psychologischen Unwägbarkeiten, öffentlichen Bekenntnissen und Ignoranzen, wirtschaftlichen Grosszügigkeiten und Renitenzen. Sie ist ein Bild, das urbanistisch, architektonisch oder elektronisch gerahmt, das aufnimmt, was das Atelier zur Veröffentlichung freigibt. Was aus dem Atelier entlassen wird, hat sich vom Tätigsein getrennt, ist ein Stück der Realität geworden, das einer umfassenden Wahrnehmung offen steht. Die Ausstellung ist also auf keinen Fall nur ein Ort des ästhetischen Arrangements, sondern ein Ort in der Öffentlichkeit, der Fragen an die Welt, ans Tätigsein im Atelier, aber auch an die Machtstrukturen seiner selbst und seiner Vermittlung stellt. Die Ausstellung ist ein flüchtiges Bild, was ihr gelingen muss, ist eine Dehnung des Abstandes zwischen Motivation zum Tätigsein und der daraus resultierenden Verdinglichungen. Einzelteile der Ausstellung, wie auch das flüchtig gefügte Bild, müssen befragbar werden, als würden sie zum ersten Mal gesehen, als wären sie noch unbekannt, als würden sie ihre Herkunft nicht preisgeben. Diese Befragung zielt weniger auf die Erklärung der Einzelteile, – sondern über eine gewisse Widerständigkeit – auf einen mentalen Raum, der sich in einer Zone ausserhalb der Gegenstände findet, noch leer, aber fähig, dem Denken einen Körper zurückzugeben, der ohne Atelier existieren kann. Die Ausstellung ist eine in höchstem Mass gefährdete, vorübergehende Konstellation, ständig bedrängt von ihren eigenen Komponenten, die sie an ihrem eigentlichen Ziel hindern, nämlich einen mentalen Raum ausserhalb ihrer selbst zu konstruieren. Die Absicht ist, diese Praxis zu vertiefen, zu fächern und wieder zu konzentrieren.

 

Anselm Stalder

Project 18

WEG IST WEG
Konzept und Druck, Peter Olpe, Thomas Dettwiler

Ausstellungsdauer:
22. Juni  bis 16. August 2024

Mittwoch bis Freitag, 15 – 18.30 Uhr
Samstag 13 – 17 Uhr
Oder nach telefonischer Vereinbarung +41 79 688 05 03

Vernissage 1, Freitag, 5. Juli, 17 - 21 Uhr
Vernissage 2, Freitag, 19. Juli, 17 - 21 Uhr
Vernissage 3, Freitag, 2. August, 17 - 21 Uhr
Finissage, Freitag, 16. August, 17 - 21 Uhr

Anfangs Woche wird jeweils kommuniziert, welche der 70 Kunstschaffenden anwesend sein werden

Matinee Konzert von Fritz Hauser
Sonntag, 21. Juli, 11 Uhr
Sonntag, 28. Juli, 11 Uhr

 

Urs Aeschbach, Anna Maria Balint, Annette Barcelo, Selina Baumann, Beat Brogle, Peter Brunner Brugg, Isabel Bürgin, Sibilla Caflisch, Colette Couleau, Thomas Dettwiler, Gabriella Disler, Lorenza Diaz, Brigitte Dubach, Saskia Edens, Tatjana Erpen, Sonja Feldmeier, Hans-Rudolf Fitze, Franziska Furter, Daniel Göttin, Gert Handschin, Yvo Hartmann, Fritz Hauser, Eric Hattan, Linda Heydegger, Christine Hiebert, Esther Hiepler, Rut Himmelsbach, Jan Hostettler, Daniel Karrer, Beat Keusch, Anita Kuratle, Doris Lasch, Laura Mietrup, Alexandra Meyer, Marcel Mayer, Genéviève Morin, Maja Müller, Nico Müller, Sina Oberhänsli, Peter Olpe, Lisa Pomeroy, Hans-Christian Pulver, Boris Rebetez, Dorothee Sauter, Maja Rieder, Eva Schick, Sarina Scheidegger, Max Philip Schmid, Wolfgang Schneider, Felix Seiler, Celia & Nathalia Sidler, Alex Silber, Angela Staffelbach, Jürg Stäuble, Erika Streit, Peter Steinmann, Fifo Stricker, Alain Claude Sulzer, Christian Vogt, Angelika von Arx, Werner von Mutzenbecher, Hans Rudolf Wehren, Sarah Weishaupt, Gido Wiederkehr, Katharina Anna Wieser, Anna Barbara Wiesendanger, Dadi Wirz, Aline Zeltner, Fabia Zindel, Martin Zingg

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Die Besonderheit des Linoldrucks entspringt der Einfachheit, aus der sich eine tiefe Komplexität entfaltet. In einem zarten Tanz zwischen Licht und Schatten spielen die Künstler*innen mit den Kontrasten, lassen das Dunkel dem Licht Raum geben und schaffen so eine visuelle Symphonie, die den Betrachter*innen dazu einlädt, in die Zwischenräume einzutauchen und die Komplexität im Einfachen zu entdecken. Jede Linie, jede Vertiefung trägt Spuren ihrer Entstehung und des kreativen Schaffensprozesses. Die Ausstellung «WEG IST WEG» präsentiert 148 Werke von 70 Basler Künstler*innen aus unterschiedlichsten Disziplinen des künstlerischen Schaffens und zeigt ein breites Spektrum an Motiven: von Landschaften und Architekturansichten bis hin zu Fabelwesen und abstrakten Formen. So stellen die ausgestellten Linoldrucke eine Fülle von Ausdrucksmöglichkeiten dar und laden die Besucher*innen auf eine kleine Reise durch die lokale Kunstszene. 

Elwira Spychalska

Basel Social Club

Basel Social Club returns June 9–16, 2024, for its third edition in a new location and new format: a week-long event in the open air on farmland fields behind the residential neighborhood of Bruderholz, extending across approximately 50 hectares of land into Baselland – from the city border to the edge of the forest.

The 2024 edition brings together an exhibition by local and international artists, a program of performances and many culinary offerings. Artistic interventions are positioned throughout the fields, between the barns, and amongst the trees, responding to this year’s ecological emphasis. Landscape, agriculture, and farm animals are core elements of this year’s edition, with our host farmers as active participants.

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Jan Hostettler Text Website +

Faun und Flora sind zwei Sandsteinreliefs aus einer Häuserzeile am Steinengraben in Basel, erbaut im Jahr 1870. Trotz langem Widerstand der Bewohnenden, solidarischen Menschen und engagierten Personen, die sich für den Erhalt der Gebäude eingesetzt haben und mit ihren Einsprachen gegen den Abriss bis an das schweizerische Bundesgericht gelangten, wurden sie im Frühjahr 2019 abgerissen. 

Jan Hostettler hat einzelne Stücke beim Abbruch der historistischen Häuserzeile retten können. Die Fassadenreliefs hat er auf neue Stahlträger montiert, um ihre ursprüngliche vertikale Ausrichtung wiederherzustellen. Dadurch kommt ihre zweckmässig gestaltete „Rückseite“ zur Geltung und macht das Fehlen des Hauses spürbar.

Die Platzierung der Hausfragmente in der Hügellandschaft des Bruderholz eröffnet eine weitere Bedeutungsebene: In den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts setzte sich Lucius Burckhardt, Basler Soziologe und Gründer der Spaziergangswissenschaft, mit einer frühen Urbanismuskritik gegen den Umbau der Stadt im Interesse des Strassenausbaus, der Besitzenden und der Autos ein. Planungen und Entscheide, die den Abriss der Häuser im Steinengraben möglich gemacht haben, gehen bis in diese Zeit zurück. 

Die Skulpturen verweisen als Bruchstücke eines Hauses auf ein grösseres Ganzes. Diese Arbeit befragt die Handlungsmöglichkeiten als Künstler*in, Aktivist*in, Bürger*in: Wo sind wir gezwungen gegen Regeln zu verstossen um etwas zu erhalten, zu bewirken oder auszudrücken? Wer bestimmt was erhaltenswert ist und was nicht? Und wie kann Widerstand gegen scheinbar Unabwendbares aussehen?

 

Project 17

Finissage 24. Mai, 17-20 Uhr

Basel Berlin
Beat Brogle, Gabriele Herzog, Susanne Schwieter

Artist Talk Andreas Reuter spricht mit Beat Brogle 
Donnerstag, 14. März, 19 Uhr
Samstagsführung, 16. März, 20. April, 15 Uhr

Öffnungszeiten
Vom 20. April bis am 24. Mai jeweils nur am Samstags 13 – 17 Uhr

 

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Eine delikate Spannung zwischen dem Gleichgewicht von Formen und Farben lässt sich in den amorphen und organischen Gemälden von Gabriele Herzog finden. Die Arbeiten, die auf den ersten Blick reduziert erscheinen, spiegeln die komplexen visuellen Wahrnehmungen wider. Wiederum präsentieren die Zeichnungen von Beat Brogle eine Wechselwirkung zwischen den Linien und den hervorgerufenen Assoziationen. So entstehen Schichten, die zwischen Figuration und Abstraktion oszillieren. Sowohl in seiner Serie Clusters als auch in den Arbeiten von Susanne Schwieterstossen die klassischen Formen der Rezeption an ihre Grenzen. Die Werke haben digitale Bilder als ihren Ursprung, wobei diese bei Brogle als Schichten sichtbar sind und bei Schwieter lediglich als verfremdeter Hintergrund durchschimmern und eine kontinuierliche Auseinandersetzung von Aneignung und Verfremdung der Motive abbilden. So setzt sich das Projekt 17 mit dem Bilderfluss, der Transformation der Bildrealität und der Wahrnehmung auseinander.

 

Elwira Spychalska, Peter Steinmann

Beat Brogle Text Website +

Kartografisches Netz? Universum? Landschaft? Stadtansicht? Figuren? Die Zeichnungen von Beat Brogle sind abstrakt, sie lösen aber einen konstanten Trompe-l'œil Effekt des etwas Erkennens aus. Bei jedem Durchgang verlagert sich der Blick: Wir erkennen einen Raum, suchen einen Fluchtpunkt, wechseln in die Vogelperspektive, sehen ein kartografisches Netz, einen Makrokosmos, das Universum, Figuren, Körper oder rein Abstraktes. Der Prozess des Sehens durch die Notationen einzelner Schichten lässt sich mit einer filmischen Wahrnehmung vergleichen. Die Zeichnung oszilliert zwischen dem Erkennen von figurativen, narrativen Ansätzen und dem Zerfall des eben Erkannten, in sich verästelnde Abstraktion. Bewegung und Schichten sind ebenfalls Teil der Serie "Clusters", welche sich durch die globalen Bilderströme des Internets generieren. Die Bilder dieser Serie sind algorithmisch erzeugt. Hunderte von Bildern zum gleichen Stichwort werden übereinander gelagert und stellen so eine visuelle Verdichtung dar. Durch die überlappenden Schichten von Motiven übereinander verschwindet das Einzelbild und es offenbaren sich stattdessen visuelle Artefakte, die in durch eine Verschmelzung von Formen und Strukturen entstehen. Der Basler Künstler hat seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in Berlin gefunden. Seine künstlerische Tätigkeit konzentriert sich auf morphologische Prozesse und Assoziationen, die an den Grenzen der Wahrnehmung liegen. Dabei nutzt er unterschiedliche Medien, wie Zeichnungen, Rauminstallation, Film/Video, interaktive Installationen und Webplattformen.

 

Elwira Spychalska, Peter Steinmann

Gabriele Herzog Text Website +

Die Werke von Gabriele Herzog sind reduziert in ihrer Farbe, Form und Linie, sind jedoch keineswegs simpel. Ihre Arbeiten spiegeln ihre visuelle Wahrnehmung wider, die sie mittels eines singulären Mediums, des Ölsticks, auf die scheinbar unpräparierte Leinwand überträgt. Dieses Medium ermöglicht ihr direkt mit der Hand auf dem Hintergrund zu arbeiten und so bringt sie in einem hybriden Prozess Zeichnungen und Malerei zusammen. Ihre Gemälde sind kraftvoll und delikat zugleich; die organischen und amorphen Formen scheinen auf der Leinwand zu vibrieren und erreichen einen idealen Zustand: eine Gratwanderung zwischen zu viel und genau richtig. Die Harmonie und die Leichtigkeit ihrer Gemälde entstehen durch die ausgewogene Verbindung von Farben und Formen, die in einem kreativen Tanz auf der Leinwand miteinander verschmelzen und eine ästhetische Einheit bilden. Gabriele Herzog (geb.1965 in Basel, Schweiz) absolvierte den Bachelor of Arts an der Schule für Gestaltung in Basel. Anschliessend studierte sie an der Central School of Art in London und erlangte 2009 einen Master of Arts an der University of the Arts London. Sie wohnt und arbeitet in Berlin.

 

Elwira Spychalska, Peter Steinmann

Susanne Schwieter Text Website +

Was bewirken der Bilderfluss und das wachsende Bildarchiv in unserer Gesellschaft? Wie sieht der technische Fortschritt aus und welche Auswirkungen bringt er mit sich? Die Arbeiten von Susanne Schwieter setzten sich mit digitalen Bildern und ihrer Verbreitung auseinander. Die Arbeiten basieren auf dem gleichen Ursprungsmotiv- einem Googlebild vom Carrara Marmor. Das Motiv wird aneignet, verfremdet, transformiert und durchs Fotografieren gelang es zurück in die digitale Welt und wieder in die analoge; es entsteht eine kontinuierliche Untersuchung von Bildern, die aus Bildern von Bildern entstehen. Die Arbeiten stellen eine enge Verbindung zwischen der klassischen Malerei und Fotografie dar. Durch die systematische Überarbeitung der Motive in mehrfachen Prozessen werden diese abstrahiert und spielen mit der Wahrnehmung und Erinnerung der Betrachtenden. Die Erinnerung an den Ursprung ist in den Bildern kaum noch erkennbar, aber sie bleibt präsent und bewahrt ihre Spuren, um daran zu erinnern, dass etwas existierte und weiterhin in einer anderen Form besteht. Es kommt zu einer Verschiebung der Bedeutung der einzelnen Motive durch eine «künstlerische» Aneignung.  Dieser experimentelle Zugang zeigt Bilder als Spuren der Zeit und zeugt von den unendlichen Möglichkeiten der Bildrealität. Schwieter absolvierte die Kunstakademie Düsseldorf, sie lebt und arbeitet in Berlin. 

 

Elwira Spychalska, Peter Steinmann

Project 16

Doris Lasch, Deirdre O'Leary

1. 12. 2023  - 27. 1. 2024
Samstagsführung Sa. 16. 12. 15 Uhr
Artist Talk, Do. 18. 1. 19 Uhr

Text +

Das Oeuvre von Doris Lasch und Deirdre O'Leary setzt sich mit Raumbildung und Zeitlichkeit auseinander und zeichnet sich durch ein Interesse an bildlicher Repräsentation aus. Dabei bilden die Sprache und die Erfahrbarkeit der Umwelt mit unterschiedlichen Sinnen einen wichtigen Bestandteil der ausgestellten Werke. Die Künstlerin Deirdre O’Leary verortet ihre bildnerischen und skulpturalen Arbeitsprozesse im dynamischen Verhältnis von Körper, Raum und Sprache. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch die Körperlichkeit von Erfahrungsräumen und die Neugierde an Formenvielfalt aus. Die Werke von Doris Lasch hinterfragen die Bild- und Raumwirklichkeit und laden die Besucher:innen zur Erweiterung, aber auch Hinterfragung, der gezeigten (Bild)-Realitäten ein. In den Darstellungen des Alltäglichen schärfen sich bei Lasch Fokus, Stille und Konzentration. Die ausgestellten Arbeiten treten in einen konstruktiven Dialog und entwickeln eine Materialität des Erinnerns.

Doris Lasch Text Website +

Eine stille Reflexion über die Bild- und Raumwirklichkeit lässt sich in den installativen und fotografischen Arbeiten von Doris Lasch finden. In ihren grossformatigen Fotografien treffen Besucher:innen auf eine parallele Realität. ZuSubjekten gewordene Objekte liegen in der Serie Nonobjective in einem abgelichteten Atelierraum: wie entkörpert von ihrer ursprünglichen Funktion, niemand ist zu sehen, lediglich die Spuren eines Handelns. Das, was zu sehen ist, gleicht ausgelegten Fährten, die die Fotografien mehrdeutig lassen, sie spielen mit unseren Erwartungen und appellieren an unsere Erinnerungen. Die Serie Unlearning zeigt, auf gespannten Leinwänden, Bildausschnitte und Textfragmente. Mit einer Naht in der Mitte verbunden, kommt es zu einer Verschränkung zwischen fotografischem und textlichem Teil: zwischen der von Hand aufgetragenen Fotoemulsion und dem digitalen Druck der Schriftelemente. In der parallelen Vision von Fotografie und Text entwickeln sich auf den Leinwänden, gleich Projektionsflächen, verborgene Bilder, die nicht direkt wahrnehmbar sind, sondern erst im Moment des Betrachtens entstehen und sich bei der Begehung zu einer filmischen Abfolge fügen. Einen narrativen Turn nimmt Doris Lasch auf der Suche nach einer Begegnung zwischen Sprache und Fotografie in ihrem Buch Hellfeld, aus den vergrösserten Seiten, als Editionen in einer räumlichen Umsetzung, im Ausstellungsraum erfahrbar sind. Die in Basel lebende Künstlerin erkundet mit ihren Werken ein Netzwerk aus Beziehungen, das den Blickwinkel und das Sichtbare hinterfragt und uns dazu anhält, zwischen den Zeilen zu lesen.

Deirdre O'Leary Text Website +

Die im ersten Ausstellungsraum gezeigte Arbeit Dragon Orchid (Kite) erinnert an die Blüte einer Orchidee und gehört zur fortlaufenden Wekgruppe «Himmelskörper». Die «Himmelskörper» sind performative Skulpturen, die die Künstlerin in ihrer Aktivierung als Ergänzung und Erweiterung des menschlichen Körpers versteht. 

In Deirdre O’Learys lyrischen Arbeiten rücken Fragen der zeitlichen und räumlichen Verortung in den Vordergrund. A silver stream (Piece for Resonator) ist in Zusammenarbeit mit dem Klangkünstler Samuel Tschudin entstanden und wird über dessen Resonator-Gong in den Ausstellungsraum übertragen. Die Materialität des Gongs bildet die Textur des Erzählerischen.

In der Sprache findet sich eine Dichotomie, ein Ort, in dem die Innen- und die Aussenräume miteinander verhandelt werden. Das spiegelt sich in den Worttrommeln wider. Auf den aus hellblauem Glas gegossenen Hohlzylindern lassen sich Motive erkennen, die auf Begegnungen mit der Natur hinweisen. Die Glaszylinder wurden auf Terracotta-Platten abgerollt. Die potenziell unendliche Bewegung des Rollens trifft auf Materialien und Formen, die uns an das Gestalten unserer Lebensumgebung verweisen. Zwischen Abdruck und Eindruck entwickelt sich ein Dialog, innerhalb dessen unterschiedliche Zeitlichkeiten aufeinander treffen, sich begegnen, ergänzen, sich aufeinander beziehen und sich wieder voneinander lösen.

Der Schlusspunkt der Ausstellung bildet die filmische Arbeit Inventing an Interval on the 8th of May, 2014 43°0’2N 41°0’1E. Der Film ist während eines Rechercheaufenthaltes in Sochumi (Abchasien) auf Super-8 aufgenommen worden. Die im Titel angegebene Verortung setzt eine Gegenstimme zur fragmentarischen Bildsprache. Die Arbeit wirft einen Blick zurück auf die ausgestellten Werke. Im Blick zurück verbinden sich die Positionen der beiden Künstlerinnen.

Project 15

15. 9 - 17.11. 2023
Sibilla Caflisch Golnaz Hosseini

Artist Talk
Donnerstag, 28. September, 19 Uhr
Samstagsführung
Samstag, 21. Oktober, 15 Uhr

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Abstraktion und Verfremdung sowie die Suche nach einer reduzierten Formensprache verbinden die organischen Reliefs von Sibilla Caflisch und die beinahe piktografischen Gemälden von Golnaz Hosseini. In den Arbeiten beider Künstlerinnen lassen sich Referenzen sowohl an die Natur mit einer Bandbreite von Strukturen, Farben und Formen wie auch an allgegenwärtige Piktogramme, die mit einer vereinfachten und geometrischen Darstellungsweise zum genauen Beobachten des Alltäglichen einladen, finden. In den Bergen gefundene und anschliessend zu einer pastösen Masse verarbeitete Gesteinspulver bilden den Kern der Reliefs von Sibilla Caflisch, die ein Spannungsfeld zwischen Abstraktion und Konkretion eröffnen. Golnaz Hosseinis mehrdeutige Gemälde, die von Blumenmotiven bis zu abstrakten Gebilden reichen, lösen durch ihre Simplifizierung der Formen die dominanten, visuellen Strukturen der Repräsentation und Klassifizierung auf. Die ausgestellten Arbeiten stellen einen Prozess des Wandels sowohl auf der medialen als auch auf der motivischen Ebene dar und laden zu einer kontemplativen Betrachtung ein. 

 

Elwira Spychalska

Sibilla Caflisch Text Website +

Referenzen schwingen als Erinnerungen an Berglandschaften in den organischen Formen der Reliefs von Sibilla Caflisch, in denen sich stets Hinweise auf geografische und topografische Gegebenheiten unterschiedlicher Orte finden lassen. Ein fortlaufender Prozess des Wandels lässt sich in den Werken entdecken: Massive Felsen, in einer pastöse Farbmasse verarbeitet, werden auf grossformatige Formate aufgetragen und knüpfen durch ihre Materialität und Struktur an die skulpturalen Arbeiten der Künstlerin an. Die Arbeiten lassen sich als Reflexion über Zeit und Vergänglichkeit sowie Wandel der Natur verstehen, die von einer meditativen Suche nach einer organischen Formensprache geprägt ist. Die ausgestellten Arbeiten laden zu einem genauen Betrachten ein und zeugen von einer ungebrochenen Neugierde, mit der die Natur wahrgenommen werden soll. Sibilla Caflisch, geboren in Basel, lebt und arbeitet in Trin, Laufen und Birsfelden.

 

Elwira Spychalska

Golnaz Hosseini Text Website +

Wie Kippbilder sich durch eine verwirrende Mehrdeutigkeit auszeichnen, lassen sich auch die piktografischen Gemälde von Golnaz Hosseni auf unterschiedlichen Ebenen deuten. Von einer reduzierten Formensprache geprägt, verweisen ihre Bilder auf Motive des Alltags- von Blumen bis zu Werkzeugen. Auf eine simplifizierte Art und Weise dargestellt, eröffnen sie eine Welt der Zeichensysteme, die von Farbe und Form geprägt ist und ein Spannungsfeld zwischen Abstraktion und Konkretion eröffnet.  Ihre grossformatige, beinahe monochromatische Blumenbilder, die über einen Zeitraum von zwei Jahren entstanden sind, stellen eine Bandbreite von malerischen Qualitäten dar- einige der Blumen sind kaum als Linien im dunklen Hintergrund eingeritzt sichtbar, andere hingegen erscheinen als kräftige Farbflächen. Hingegen zeichnen sich ihre kleinformatigen, seriellen Gemälde durch den Einsatz der Signalfarben, sie erzeugen das Gefühl der Wachsamkeit und verweisen zugleich auf die Ambiguität der Symbole. Die ausgestellten Werke lassen sich als Reflexion über visuelle Repräsentation und den Prozess der Deutung der visuellen Systeme verstehen. Golnaz Hosseni (*1990) lebt und arbeitet in Basel. 

 

Elwira Spychalska

Project wurde von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung unterstützt

 

Project 14

9. Juni bis 2. Septenber 2023 

 

Kunsttage Basel
Freitag, 25. - Sonntag, 27. August 2023
11 - 18 Uhr

Text +

Durch die beinahe forensische Untersuchung der Bilder im Prozess der digitalen Archäologie deckt das Künstlerduo Jahic/Roethlisberger die bis jetzt verborgenen Details deren Paradise-Now-Gemälde auf. Die Verwendung digitaler Werkzeuge ermöglicht die Sichtbarmachung der in dem physischen Pendant für das menschliche Auge verborgenen Farbebenen. Dabei werden neue Bildharmonien komponiert, die durch die Wechselwirkungen nach dem Prinzip von Aktion und Reaktion der Künstler entstehen und eine Erweiterung des künstlerischen Verständnisses des Unikats anbieten. Die digitalen Abstraktionen, verfügbar als nicht-fungible Token (NFTs), zeugen einerseits von der neuartigen Entwicklung der Kunst und bringen gleichzeitig die analoge und digitale Welt zusammen, die sowohl im virtuellen wie auch im realen Ausstellungsraum manifestiert ist.  

Jahic / Roethlisberger Text Website +

Durch die beinahe forensische Untersuchung der Bilder im Prozess der digitalen Archäologie deckt das Künstlerduo Jahic/Roethlisberger die bis jetzt verborgenen Details deren Paradise-Now-Gemälde auf. Die Verwendung digitaler Werkzeuge ermöglicht die Sichtbarmachung der in dem physischen Pendant für das menschliche Auge verborgenen Farbebenen. Dabei werden neue Bildharmonien komponiert, die durch die Wechselwirkungen nach dem Prinzip von Aktion und Reaktion der Künstler entstehen und eine Erweiterung des künstlerischen Verständnisses des Unikats anbieten. Die digitalen Abstraktionen, verfügbar als nicht-fungible Token (NFTs), zeugen einerseits von der neuartigen Entwicklung der Kunst und bringen gleichzeitig die analoge und digitale Welt zusammen, die sowohl im virtuellen wie auch im realen Ausstellungsraum manifestiert ist.  

Project 13

14. April bis 3. Juni 2023

Samstagsführungen:
Samstag, 29. April 2023, 15 Uhr
Samstag, 13. Mai 2023, 15 Uhr 
 

Artist Talk:
Mittwoch, 19. April 2023, 19 Uhr Meinrad Morger mit Jürg Stäuble
Donnerstag, 1. Juni, 19 Uhr Jan Hostettler, Nico Müller

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Notizen an das Erinnern finden sich in den prozessorientierten Arbeitsweisen Jan Hostettlers, Nico Müllers und Jürg Stäubles in unterschiedlichen Formen realisiert. Zwischen gefundenen Objekten vergangener Alltäglichkeit, Abgüssen, Plastiken und zeichnerischen Referenzwerken skulpturaler Umsetzungen steht dem Blatt und anderen Papiersorten eine zentrale Trägerschaft zu in ihrer künstlerischen Auseinandersetzung mit der potenziellen Erscheinung und dem sukzessiven Entschwinden der Dinge. So finden sich im space25 Arbeiten versammelt, die von kleinformatigen Papierarbeiten reichen, welche Abdrücke einstiger Gebrauchsweisen bezeugen hin zu deckenden Übermalungen auf graviertem Karton, die in bewusster Verzerrung ihr Gegenüber adressieren. 

Jan Hostettler Text Website +

In sonderbarer Weise wohnen den künstlerischen Hervorbringungen Jan Hostettlers (1988*) monumentale Alltäglichkeiten inne. Es sind verschiedenartige Objekte, die sowohl zufällig auf Wanderwegen gefunden als auch die Kontingenz der Geschichtsschreibung aufsuchend aus Archiven entnommen, mit deren Zeugenschaft sich der Künstler beschäftigt. Der Dauer ihrer Existenz kommt dabei eine zuweilen gegenläufige Zeitrechnung zu: Vergänglichkeiten beschleunigen oder in Szene setzen, um ihrem Zerfall entgegenzusteuern. Denn ein Objekt in Bild überführt, will nicht vergessen werden. Doch bedeutet dies durch die künstlerische Arbeit Hostettlers, dass sie nunmehr lediglich Abbild ihres einstigen Selbst sein können, da in seiner malerischen Praxis Bildobjekt und Bildträger zusammenfallen. Die gemalten Hufeisen, Knochenstücke  und Schnitzereien gehen der Verarbeitung ihrer Materialität zu Pigmenten hervor, Holz wie Knochen verkohlt und Metalle durch chemische Oxidationsprozesse gelöst. In anderen Situationen wirkt die künstlerische Arbeit Hostettlers konservatorisch in das Schicksal mancher Dinge ein, stellt schützende Hüllen dem Zerfall durch Erosion entgegen oder glättet in feiner Restaurationsarbeit verknüllte Hüllen einstiger Gebrauchsweisen.  

 

Carla Patricia Kojich

Nico Müller Text Website +

Der Taler muss bekanntlich Wandern, zumeist in wiederkehrenden Kreisen. Kommt der Münze als Wertstück und Tauschobjekt eine gewisse Banalität des Alltäglichen zu, wird ihr Abglanz gleichsam Dreh und Angelpunkt der ausgestellten Arbeiten Nico Müllers (1983*). Verdrehend, verzerrend, die ruhige Aufgabe des Scanngeräts störend, entstehen Bildwelten schmelzender Gelstücke. Als manuelle Glitche digitaler Collagen könnte sich die künstlerische Praxis Müllers interpretieren lassen, mehr noch scheinen seine Arbeiten als Konstellationen wirksam zu werden. Die Überlagerung lässt das Darunterliegende durchschimmern, dann das darauf Referierende umwinden und stellt sodann die Frage nach dem DU im Wertesystem. Weiss lackiert hängen gravierte Kartonpanelen an den Wänden auch ihre Einschreibung geht einem Spiel aus manueller und digitaler Manipulation hervor, gescannte Buchstaben von Hand graviert. Auf unterschiedliche Weisen verzerrt und multipliziert adressieren sie immer wieder in selber Anrede. 

In den subtilen Setzungen Nico Müllers stehen stets Beziehungen zueinander im Raum, arbiträr und gleich unvermeidlich zusammenhängend drehen sich, wie ein Möbius-Band zugleich draussen wie drinnen.

 

Carla Patricia Kojich

Jürg Stäuble Text Website +

Mit dem zeichnerischen Werk Jürg Stäubles (1948*) eröffnen sich Einsichten in eine künstlerische Praxis, die ausgehend vom geometrischen Formenprinzip jeweilige Ordnungsverhältnisse in unvorhersehbare eigenständige Gestalten überführt. Stellenweise sind sichtbare Konstruktionen zu erkennen innerhalb derer perspektivische Drehungen ertastet oder zu kristallinen Verschachtelungen geformt werden. An anderer Stelle wird die Gesetzesmässigkeit des Rasters zum Navigationsraum für geregelte Unförmigkeit: Entlang der Rasterungen mit dem Zeichenstift folgend, lässt Stäuble neue Formationen entstehen, die sich auf ihr formgebendes Prinzip beziehen und dieses zugleich untergraben. Konstruktion und Form stehen in einem labilen Gleichgewicht, stets mit dem Potenzial die Logik ihrer Erscheinung in sich selbst umzustülpen. Aus elliptischen Flächen werden wallende Körper, aus plastischen Körpern zusammenfaltbare Gerüste. Stäubles Objekthaftigkeit wirkt einfach und komplex zugleich, wenn gradlinige Schraffuren innerhalb amorph anmutender Flächen, optische Tiefgänge erproben.

Die Zeichnung wird in der künstlerischen Arbeit Stäubles zum Mittel und Ort des Experiments. Aus ihnen gehen Werkformen hervor, die einen autonom für sich stehend die anderen als Ausgangslage zur Realisierung skulpturaler und installativer Arbeiten.

Carla Patricia Kojich

Project 12

28. Januar bis 1. April 2023

Samstagsführungen:
Samstag, 11. Februar 2023, 15 Uhr
Samstag, 18. März 2023, 15 Uhr 

Artist Talk:
Donnerstag, 16. Februar 2023, 19 Uhr
Moderation Luca Selva

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Zwischen den mystischen Bildwelten der Malerei Anna Shirin Schneiders und der geometrischen Formensprache Daniel Göttins liegt ein leises Schimmern: Es lässt sich als Ausdruck einer Reflexion über Körperlichkeit begreifen. In den gegensätzlichen Polen ihres künstlerischen Schaffens aufgespannt, bildet für Göttin die formale Resonanz von Raum und Umraum geschlossener, konkreter Formen den Ausgangspunkt seiner Untersuchungen. Dabei lassen sich die Objekte als Referenzwerke seiner vorwiegend ortsspezifischen Praxis verstehen, die in sich selbst zugleich auf ein grösseres Ganzes verweisen. Dahingegen erprobt Schneider die Durchlässigkeit von Körpergrenzen durch Verflechtungen hin zur amorphen Figuration. Hybride Verwachsungen finden sich in ihrer feinmalerischen Bildsprache realisiert, in einer ungewissen, gar unheimlichen Stimmung verhaftet, oszillieren sie zwischen abstrakten Landschaften und ornamenthaften Verwurzelungen.
 

Daniel Göttin Text Website +

Für die künstlerische Arbeit Daniel Göttins (*1959) bildet die formale Resonanz von Raum und Umraum konkreter Formen den Ausgangspunkt seiner Hervorbringungen. Oftmals mit industriellen Materialien realisiert, sind es Wiederholungen mit Differenz oder Modifikationen bestimmter Parameter, die sich aus seiner Auseinandersetzung mit zumeist ortsspezifischen Gegebenheiten formen. So findet sich anlässlich des Project 12 auch im space25 eine Setzung Göttins realisiert, welche die Fläche einer Wand mit dem paradigmatischen Instrument seiner Interventionen modifiziert: dem Klebeband. In der Vernetzung einzelner Klebeband-Segmente wird sichtbar, wie sich der Künstler stets für das Verhältnis des Einzelnen zum Ganzen interessiert und indes die Wahrnehmung darauf lenkt. Dies lässt sich auch in seinen Objekten beobachten, wie beispielsweise in den grossen zwei Aluminium-Arbeiten im Eingangsbereich, die zwei kreuzartige Kompositionen in Acryl aufweisen, welche aus einem vergleichbaren Gestaltungsprinzip hervorgingen, oder in mehrteiligen skulpturalen Objekten, deren Formgebungen und Anordnungen auf Konstanz und Variabilität verweisen.

Carla Patricia Kojich

Anna Shirin Schneider Text Website +

In den mystischen Bildwelten Anna Shirin Schneiders (*1992) finden sich geflechtartige, wuchernde Formen wieder, die in feinmalerischer Umsetzung mit dem Grund verschmelzen. Als hybride Strukturen, zwischen Abstraktion und organischer Figuration oszillierend, sind es jene möglichen und unmöglichen Angleichungen, Verwachsungen und Aufhebungen, die aus ihrer künstlerischen Auseinandersetzung mit der Prozesshaftigkeit von Werden und Vergehen hervorgehen. Die Grenzen des Körperlichen hin zur amorphen Figuration erprobend, haftet den Bildern Schneiders ein gewisses Unbehagen an, die das Bekannte in das Unbekannte überführen. Ihre Bildsprache ist wuchtig und zugleich von einem feinen Schimmer stillen Melancholie überzogen. Mit ihrem satten Farbeinsatz, von dunklen Rot- und Erdtönen zu leuchtendem Blau, schafft die Künstlerin unbestimmbare Stimmungsbilder, die sich zwischen abstrakten Landschaften und ornamenthaften Verwurzelungen bewegen. Sie sind als Teile eines eigenen Mikrokosmos zu verstehen und jedes Bild als Ausschnitt dessen mit dem impliziten und expliziten Potenzial seiner Fortsetzung – so weist sich die künstlerische Praxis Schneiders von mehrteiligen Serien und Bildsystemen wie Diptychen und Triptychen aus. 

 

Carla Patricia Kojich

Project 11

11. November 2022 – 14. Januar 2023

Samstagsführungen um 15 Uhr

Samstag, 3. Dezember 2022, Alex Silber
Samstag, 10. Dezember 2022, Rut Himmelsbach
Samstag, 17. Dezember 2022, Philipp Gasser

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Übereinandergestapelte Nachschlagewerke, als würden sie zu einem «Turm des Wissens» erhoben, bilden das Initialmoment und sogleich auch das «Rückgrat» einer Auseinandersetzung mit der vielfältigen künstlerischen Praxis von Alex Silber, Philipp Gasser und Rut Himmelsbach, deren Arbeiten in unterschiedlichen Medien und Techniken realisiert die Frage nach der Referenz aufgreifen. Dabei schwingt in der Mannigfaltigkeit der ausgestellten Werke – von der Hinterfragung fotografischer Wirklichkeitskonzepte mit malerischen Mitteln Philipp Gassers, zu der Überschreibung gefestigter Bedeutungsträger im Werk Rut Himmelsbachs oder den spielerischen Transformationen gefestigter Formen durch collageartige Zusammensetzungen, die Alex Silber in seinen multimedialen und installativen Arbeiten realisiert – ein vereinendes Hah!-Moment durch die bespielten Räumlichkeiten des space25. 

Carla Patricia Kojich

Philipp Gasser Text Website +

Das malerische Werk Philipp Gassers (1958), ja malerisch auch im übertragenen Sinne meinend, umspannt eine weite Schwere im Feld der bildlichen Repräsentation: von dem minutiösen Abtasten der beobachteten Wirklichkeit seiner Aquarell-Studien, hin zu den Manipulationen vermeintlicher Lichtbilder, die als computergenerierte Video-Bilder den Blick auf ferne, vorbeiziehende Landschaften aufrufen. In seiner künstlerischen Praxis lässt Philipp Gasser das Malen mit dem Pinsel und das «Malen» in Form digitaler Videoproduktionen und interaktiver Animationen zusammenfallen. Dabei stellt er immer wieder die Frage nach dem Abbild der Wirklichkeit und die Wahrnehmung ihrer. Lässt er uns in fremde Wohnräume der Chatroom-Realität eintauchen, vielfach vergrössert und doch von Unschärfe gezeichnet, bleiben dennoch die Narrative derer Protagonisten:innen in stiller Absenz. Im Gegensatz dazu glaubt man beinahe das Rascheln der Feigenblätter aus dem Garten des space25 aus der Lichtprojektion kommend zu hören. Mit der ortsspezifischen Arbeit Gassers wird die Natur des Feigenbaums, auf sich selbst verweisend und darüber hinaus, für die Betrachter:innen im Galerieraum sowohl zum Bild als auch Abbild.  

Rut Himmelsbach Text Website +

In den vielschichtigen Arbeiten von Rut Himmelsbach (1950) findet sich die Dinghaftigkeit der Lebenswelt mit diskursiven Schranken ihrer künstlerischen Sprache versehen. Anregung und Motive, die sodann zum Rückgrat in ihrer künstlerischen Praxis gewendet werden, findet Himmelsbach immer wieder aufs Neue in ihrer natürlichen Umgebung. Umfasst ihr künstlerisches Werk diverse Medien und Techniken von der Fotografie, Malerei hin zur Objektkunst, verbindet sie gleichwohl das stete Interesse an den Spuren der Bearbeitung und Überschreibung: So fällt ihr Augenmerk auf das Pendeln einer Lichterkette, vom Winde verweht, welche sich in die Oberfläche der Wand eingeschrieben oder lässt sie in den gewischten Sandbildern die «Erfindung» der barocken Ornamentik erkennen. Neben der gedanklichen, oftmals auch sprachlich realisierten Arbeit findet ihre künstlerische Auseinandersetzung auch Ausdruck in physischer Materialisierung: Wie in der Keramikarbeit gestanzten Reflexionen oder wie in jener Einkerbung eines Steins, der freundlich auf Französisch grüsst. Die vielfältigen Arbeiten Rut Himmelsbachs bewegen zur Tätigkeit des Spurensammelns im ästhetischen Genuss, und dabei kann man auch gut auf dem Boden Sitzenbleiben (2004).  

Alex Silber Text Website +

Das rahmende Licht, das auf Hannah Villigers Bildnis fällt, während sie sich gestisch die Hand vor die Stirn hält, ruft aus dem schwarzen Grund im fotografischen Bild das Medium eines Filmstreifens auf. Wiederholend gleichwohl mit Differenz, verweisen die Bildnisse auf eine poetische Bewegung im Stillstand zweier Momente. Derweilen die vom Künstler porträtierte Villiger aus dem Galeriefenster des space25 blickt, rauscht als Bodenarbeit ein altes Fenster zur Welt. Die Antenne des Fernsehgeräts ist von einer grünen Glasflasche geschmückt, der Sender unbekannt. A Message in the Bottle? 

Gerahmte und hinterfragte Bedeutungen finden sich auf unterschiedlichste Weisen in den multimedial, performativ und installativen Arbeiten von Alex Silber (1950) realisiert. Dabei vollzieht der Künstler mit der Zusammensetzung willkürlicher Übereinkünfte, widersprüchlicher und überraschender Zusammenhänge diverse Transformationen gefestigter Formen. Sie spiegeln sich von seinen Spielereien der Sprache zu den collageartigen Gegenüberstellungen eigener und gefundener Bilder aus der schieren Fülle unserer visuellen Kultur. Dabei scheint es als nehme Alex Silber die Welt als Gegebenes wortwörtlich un/ernst. 

Project 10

20. August - 22. Oktober 2022

Künstlergespräch 2. September

Mariejon de Jong-Buijs und Senam Okudzeto, Moderator Manuel Herz

Sound Performance 3. September

ANKLIN | ORON  Unterstützt durch die Abteilung Kultur Basel-Stadt

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In den fliessenden Bewegungen transluzider Pigmente der künstlerischen Arbeit von Mariejon de Jong-Buijs und Senam Okudzeto schimmert die Frage durch nach dem Werk-Zeug zur ästhetischen Form: von de Jong-Buijs’ diversen Techniken des prozessualen Farbauftrages zu Okudzeto dadaistischen Wendungen identitätsstiftender Artefakte. 

In den Arbeiten beider Künstlerinnen finden sich unterschiedlich modernistische Zugriffe auf die traditionelle Gattung der Malerei – weist sich de Jong-Buijs’ Werk als abstrakt, hierbei die Grenzen der Medienspezifik auslotend, und Okudzetos als tendenziell figurativ aus, dabei die Körperlichkeit des Aktes erprobend –, verbindet sie beide die Auseinandersetzung mit einer produktionsästhetischen Kontingenz. In Abgrenzung zur Notwendigkeit meint Kontingenz die Zufälligkeit/Möglichkeit, dass etwas in Erscheinung tritt oder nicht, und es demnach auch ganz anders sein könnte.

Mariejon de Jong-Buijs Text Website +

Vom Falten der Leinwand zum Entfalten in der Zeit: Für Mariejon de Jong-Buijs (1970) steht eine bewusste Auseinandersetzung mit der Prozesshaftigkeit im Vordergrund ihrer künstlerischen Arbeit. Dabei findet sich die oftmals nicht sichtbare Komponente des Prozesses in der und zur Hervorbringung malerischer Bildwerke im Œuvre von de Jong-Buijs modernistisch gewendet; mittels unterschiedlichster Techniken des Farbauftrags, die sie als konzeptuelle Aktionen durchführt, schreibt sich die zeitliche Dimension vergleichbar einer sichtbaren Spur ein. Mit den oftmals monumentalen Dimensionen ihrer Bildträger erprobt sie die Stofflichkeit der Leinwand, faltet die bunten Stoffbahnen zu skulpturalen Werken, wirkt auf sie mit körperlichem Einsatz ein und unter Rückgriff unkonventioneller Werkzeuge, wie beispielsweise des Besens anstelle des Pinsels oder mittels fahrender Traktoren, die wie beim Bewirtschaften der Agrikultur statt des Saats Farbe giessen. Mit dem Konzept des Zufälligen spielend, indem der Farbauftrag durch Überlagerungen und Verschiebungen geschichtet sichtbar wird, weiss die Künstlerin auch gerne ihre Arbeiten dem Einfluss der natürlichen Witterung auszusetzen. Oftmals arbeitet und bearbeitet sie ihre Gemälde unter dem Einwirken des Freien oder ruft, wie mit der jüngsten Serie der Künstlerin mit den Titeln ihrer Arbeit das Freie auf.

Senam Okudzeto Text Website +

Senam Okudzetos (*1972) ringende, tanzende und sich windende Körper erinnern zuweilen an das ephemere Spiel von Wassertopfen auf neutralem Grund, die sich geleitet von der Oberflächenspannung suchen, finden, lösen. Die treibenden Kräfte in flüssig abgemischter Acyrilfarbe scheinen vernehmbar, mit denen die Künstlerin in suchender Pinselführung (vergleichbar der Écriture automatique) den Akten ihrer Malerei konkrete Form verleiht. Gleichwohl wohnt den silhouettenhaften Körpern und deren formalen Bezüglichkeiten zueinander, zuweilen fragmentiert, überlagert und sich durchdringend die Frage nach ihrer spezifischen Körperlichkeit und Identität inne. Für die multinationale Künstlerin, die sich mit Mechanismen der Subjektkonstitution auseinandersetzt, bildet ein dichtes Geflecht aus sozio-kulturellen Referenzen den Ausgangpunkt ihrer diskursiven Arbeitsweise. Die Kontingenz sozio-kultureller Narrative kritisch reflektierend, steht dabei die Malerei selten für sich allein, sondern findet sich in ein multimediales installatives Ganzes eingebettet. Mit ihren Installationen richtet sie unerwartete Zusammenhänge in neues Licht und verweist dabei mit einer vom Dadaismus informierten Geste, dem Afro-Dada, wie sie ihre künstlerische Sprache zuweilen benennt, auf vergessene oder verborgene Geschichten über die Entstehung des heutigen Westafrikas und seiner Diaspora. 

Project 9

13. Mai - 2. Juli 2022

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Perspektivische Verrenkungen und Überlagerungen in der Zeit kreisen auf unterschiedliche Weisen in den versammelten Werken von Cécile Hummel, Markus Buchser und Pawel Ferus: Sie winden sich um sich selbst, mal verdreht mit Humor, mal mit Nachdruck die Mythen des Alltags reflektierend. In verschiedenen Zugängen verarbeiten dabei die drei Kunstschaffenden sedimentierte Vergangenheiten und potenziell unmögliche Gleichzeitigkeiten in den ästhetischen Formen und Gegenwarten der Kulturgeschichte. Zwischen Repräsentationen urbaner Landschaften, deren Musterungen sich wie eingekerbt auf der Leinwand abbilden, hin zu der Spurensuche kulturtechnischer Zeugnisse, es bleibt in aller Verschiedenheit den künstlerischen Praxen gleichwohl die leitende Frage der Ansicht(en) gemein

Markus Buchser Text Website +

Im malerischen Werk Markus Buchsers (*1959) stösst die materielle Plastizität seines pastosen Malduktus einer Oberflächenspannung entgegen, die der Natur seiner abstrakten Formensprache zugrunde liegt. Mit einer Dringlichkeit formuliert, rufen geometrisch anmutende Formen – von Variationen unregelmässiger Rasterungen hin zu Anordnungen satter Farbfelder – Musterungen hervor, die ihrerseits aus seiner Auseinandersetzung mit räumlicher Wahrnehmung hervorgehen. Wirken seine Werke auf den ersten Blick wie ein flächiges Formengeflecht, stellt sich in der Anschauung sukzessive ein räumliches Sehen ein. 

So sind es neben Landschaftsräumen primär architektonische Werke, die Markus Buchser in einer Multiperspektivität abstrahiert wiedergibt. Diese interpretiert der Künstler durch die fragmentarische Verarbeitung seiner Beobachtungen und unter Rückgriff architektonischer Abbildungen und topografischer Vorlagen. Mit seinen «Kombinationen», wie der Künstler anstelle des Kompositionsbegriffs über seine Arbeiten spricht, schöpft er auf der Leinwand eigenständig neue Weltordnungen, die eine unmögliche Gleichzeitigkeit in ihrer brachialen Wirkung gleichwohl harmonisch vereinen. Buchser, dessen künstlerischer Ausdruck die Strömung der Art Brut aufzurufen vermag, arbeitet zudem an dreidimensionalen architektonischen Modellen aus Karton, Klebeband und Acrylfarbe.

Pawel Ferus Text Website +

Mit einer Leichtigkeit der Dinge verdreht Pawel Ferus in schwerem Marmor die Gradlinigkeit des Seins und giesst abstrakte „Abklatsche“ zu Reliefs in Pink. Letztere gehen aus einem brachialen plastischen Verfahren in Ton hervor und spielen dabei mit der Komplexität einfacher Formen. Den Bogen zwischen Abstraktion und comichafter Gegenständlichkeit spannend, zeugen die Arbeiten des Künstlers von einer unbeschwerten Ausdruckskraft, leichtsinnig, ironisch und witzig. Dabei liegt seinen Arbeiten oftmals eine dichte Referenzialität auf das breite Spektrum sowohl der normativen Kunstgeschichte als auch der Alltagskultur zugrunde. So wohnt den versammelten Werken auf motivischer Ebene eine skurrile und gleichwohl tiefgründige Auseinandersetzung inne mit der Gleichzeitigkeit von Bewegung und Stillstand, Leben und Tod. In der Skulpturengruppe „Waiting for the Sun“ verweilen Rudimente einstiger Lebewesen und fantastische Lebenskünstler in sengender Hitze. An anderer Stelle finden sich janusartige Beine, die weder Anfang noch Ende abschreiten können, mit der Aufgabe eines verknoteten Ausharrens der Gegenwart belegt.

Cécile Hummel Text Website +

Den gemalten und gezeichneten Bildobjekten Cécile Hummels haftet eine sonderliche Alltäglichkeit an. Sind es zwar einfache Objekte, liegt ihnen gleichwohl eine spezifische Perspektive zugrunde; isoliert abgebildet zeugen sie davon, Untersuchungsgegenstände zu sein, um dabei auf ihre (übersehenen) Lebensgeschichten zu verweisen. Denn Hummel arbeitet, wie sie die Welt durchschreitet. Wachsam, neugierig mit stetem Interesse daran, Brücken zu schlagen zwischen neuen und fernen Alltäglichkeiten – fern, sowohl im topografischen wie auch im kulturgeschichtlichen Sinne. So finden sich in ihrem Werk eine Serie an Zeichnungen in durchschimmernden Überlappungen wieder, die gewöhnliche Gegenstände wie Holzpaletten und Wellblechdächer mit chinesischen Bronzeobjekten in Dialog stellen. In tiefen Holzrahmen gefasst und in die Schräge gelegt, rufen sie dabei das museale Dispositiv der Schauvitrine auf und stellen indes die Frage nach den Narrativen dieser Objekte. Neben den semantischen Dimensionen ihrer objektbezogenen Auseinandersetzungen findet sich in ihrer künstlerischen Arbeit ein formalästhetisches Interesse ausgeprägt. Beleuchtet von verschiedenen Blickwinkeln, sind in ihren Gouache-Arbeiten zahlreiche Form- und Schattenspiele zu erkennen.  

 

Jüngst sind aus der Auseinandersetzung mit Mashoofs, den traditionellen irakischen Booten, sowohl grossformatige Abbildungen wie auch punktuelle Studien hervorgegangen, die auf sinnbildliche Weise die formale Nähe zwischen zwei «Werkzeugen» kultureller Hervorbringung verhandeln: Von Bug zu Pinsel. 

Project 8

11. Februar bis 3. April 2022

 

Am 12. Februar 2022 sendete Radio X vom space25 aus. Alle Gespräche mit den Kunstschaffenden sind zu hören unter Radio X.

Performanceprogramm zwischen Malerei und Klangkünsten

12. / 13. Februar 2022

Filmausschnitte auf youtube
Martin ReckFritz HauserLukas Stäuble / Olivia Ronzani

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Erinnerungen an die Zukunft: Ein paradoxes Gefühl schwingt mit den versammelten Werken von Ralph Bürgin, Luisanna Gonzalez Quattrini, Barbara Maria Meyer, Peter Steinmann und Anita Mucolli zum Auftakt der erweiterten Räumlichkeiten durch den space25. Auf materieller und konzeptueller Ebene manifestieren sich die unter­schiedlichen Arbeiten zwischen cineastischen Installationen stiller Nostalgie und abstrakten, träumerischen Figurationen malerischer Natur. Von überraschender Nahsicht in die Spuren der Zeit zu moder­nen Formulierungen auf Dauer gestellter Betonreliefe, die Besucher*innen treten in verspielte Welten unterschiedlicher Perspektiven ein.

Ralph Bürgin Text Website +

Vor schlichtem Hintergrund erheben sich archaisch anmutende Körper, die in den grossformatigen Gemälden Ralph Bürgins (*1980) ruhen. Geformt von der suchenden Linie seiner expressiven Pinselführung, entbehren sie gleichwohl einer greifbaren Plastizität. Die tradierte Kunstgeschichte aufrufend, wirken die Figuren vom Gewicht der sedimentierten Zeit gezeichnet. Als wirke eine förmlich unsichtbare Kraft auf ihre Körper und Posen ein und presse sie an die Flächigkeit des Grundes. Doch scheint auch von den Bildrändern her ein Druck auf die Gestalten ausgeübt zu werden, der Ausdehnung der Figuren auf der Fläche wird gekontert. Einem Kippbild ähnlich, lassen sich die Richtungen des Kräfteeinwirkens auf die sitzenden und liegenden Figuren mehrdeutig lesen. An einer Stelle verzogen, an anderer komprimiert, stehen die klassischen Akte und Bildnisse Bürgins, der auch im Medium des Reliefs arbeitet, in einer formalen Resonanz zum Format des Bildträgers. Mit einem Ausdruck der reglosen Unentschlossenheit haftet seinen auf Dauer gestellten Körpern eine gewisse Schwere an. Dennoch gelingt es dem Künstler auf unverkennbare Weise, ungewöhnliche Proportionen in einen harmonischen Einklang zu bringen.

Luisanna Gonzalez Quattrini Text Website +

Im malerischen Werk von Luisanna Gonzalez Quattrini (*1972) finden sich unterschiedlich manifestierende Balanceakte wieder; von den gestapelten Farbflächen der Acumulación Werke, denen ein gewichtloses Aufeinanderliegen inhärent zu sein scheint, bis hin zu den Schauplätzen ihrer figurativen Traumwelten. Mit dünnen Farbschleiern geformt schweben Figuren auf Wasseroberflächen, tanzen auf pastelligem Grund und treffen sich zum Austausch vergessener Geschichten. Doch kaum sind sie in ihrer Form erschienen, bahnt sich ein Gefühl und das Bewusstsein um ihre Vergänglichkeit an – frische Erinnerungen an Träume, ähnlich dem Zustand des Erwachens. Durch die weiche Pinselführung ihrer Ölmalerei schafft sie die Hülle einer leichten Unschärfe, im steten Begriff dem Auge zu entgleiten. Das idyllische dieser Welten scheint nicht ungestört zu bleiben, denn manchmal scheint Unverständnis im Paradies bestehen zu bleiben. Die Künstlerin setzt sich in sensibler Aufmerksamkeit mit den Tiefen und Mythen jeglichen Daseins auseinander und verleiht diesen gleichermassen Ausdruck im Narrativ abstrakter Wirklichkeiten, wie in den Figurationen ihrer Akkumulationsstücke. Dabei bilden Lichtspiele und fluide Formgebung stets den Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit.

Barbara Maria Meyer Text Website +

Die vielfältigen Erscheinungen der Pflanzenwelt werden im künstlerischen Werk Barbara Maria Meyers (*1955) in eine abstrakte Bildsprache überführt. In einer Serie dichter Arrangements an gestischen Farbflächen, welche die Leinwand mal lose, mal eng angrenzend und überlagernd bespielen, reflektiert die Künstlerin eigene Landschaftserfahrungen. Es sind Erinnerungen an die Bewegtheit der Natur, denen sie in ihrer dynamischen Pinselführung Ausdruck verleiht. Diese Kompositionen sind geprägt von vibrierenden Lichtspielen und Farbeziehungen. Stiller hingegen verhält sich die Auseinandersetzung mit der Formenvielfalt der Natur in jener Werkserie, die Meyer mit Feuilles betitelt hat. In feiner Lasur aufgetragen nehmen monochrome Gestalten nahezu das ganze Bildfeld ein. Diese resultieren aus einem mimetischen Verhältnis zu den Umrissen verschiedener Pflanzenblätter, welche die Künstlerin überdimensional vergrössert und ausschnitthaft wiedergibt. In der Nahsicht des Details und durch die farbliche Reduktion wird die Wiederkennbarkeit des Blattes zugunsten einer abstrakten Form zurückgedrängt. Lediglich an den Aussparungen der weissgrundierten Leinwand, dicht an den Rand gedrängt, finden sich Momente des Rückbesinnens auf das natürliche Vorbild wieder.

Anita Mucolli Text Website +

In dem metallischen Glanz einer Täuschung eröffnet die begehbare Installation Anita Mucollis (*1993) eine Liftfahrt der besonderen Art. Der Nachbildung einer aufzugsähnlichen Kabine, nahtlos eingebettet in die Räumlichkeiten des space25, gelingt es mit der Erwartung der vermeintlichen und unbewusst antizipierten Bewegung in der Vertikalen zu brechen. Beim Betreten dieser Kabine finden sich die Besucher*innen in einem spannungsvollen Verhältnis zwischen vertrauter Alltäglichkeit und gleichzeitiger Verfremdung wieder: Inmitten des nahezu sterilen Umfeldes, zwischen Spiegeln und grellem Licht, offenbart sich der Ausblick durch ein opakes Fenster in ein surreales Dahinter. Dieser will jedoch nicht begehbar sein: In einer förmlichen Entkoppelung jeglicher Funktionalität erweist sich die Installation Mucollis als Ausgangspunkt zum Beiwohnen einer alternativen Realität; eines fernen Traums, eines verdrängten Begehrens? Für die Künstlerin bilden Orte, die wir bewohnen und die wir in den Handlungen unseres soziokulturellen Daseins durchschreiten, den Kristallisationspunkt ihrer Arbeit. Überführt in fiktive Räumlichkeiten ihrer multimedialen Installationen, werden sie als täuschend echte Attrappen wirksam. Dabei erprobt die Künstlerin die Grenzen dieser surrealistisch anmutenden Szenerien und die Wirklichkeit ihrer psychischen Erfahrbarkeit.

Peter Steinmann Text Website +

Geregelte Zufälligkeiten bilden den strukturellen Rahmen der künstlerischen Praxis Peter Steinmanns (*1961). Im Zentrum seiner ästhetischen Untersuchungen stehen dabei materialspezifische Erscheinungen, die durch künstlich geschaffene Effekte nachgeahmt oder untergraben werden. So erscheinen die Tafeln seiner jüngsten Serie auf den ersten Blick wie industrielle Überreste; vergessene Metallplatten, oxidiert und durch Spuren markiert. Doch ist es Teil der Auseinandersetzung Steinmanns mit der Steuerbarkeit des nicht Steuerbaren, wenn rhythmische Anordnungen identischer Quader als Kompositionen inmitten der abstrakten Formen des Grünspans erscheinen. Die in ihrer Proportionalität sorgfältig zum Bildträger arrangierten Felder und der Auftrag chemisch miteinander reagierender Materialmischungen, eröffnen eine Versuchsanordnung, deren Untersuchungsgegenstand das ästhetische Empfinden ist. Ungewöhnliche Perspektiven auf die Strukturen, welche aus der künstlerische Arbeit Steinmanns hervorgehen, eröffnen zwei photographische Drucke. Aufgrund einer sechsfachen Vergrösserung gewählter Ausschnitte kehren diese in den makroskopischen Bereich ein, welche an eine neue Ordnung der Sichtbarkeit appellieren. 

Project 7

5. November - 18. Dezember 2021

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Erinnerungen an die Zukunft: Ein paradoxes Gefühl schwingt mit den versammelten Werken von Ralph Bürgin, Luisanna Gonzalez Quattrini, Barbara Maria Meyer, Peter Steinmann und Anita Mucolli zum Auftakt der erweiterten Räumlichkeiten durch den space25. Auf materieller und konzeptueller Ebene manifestieren sich die unter­schiedlichen Arbeiten zwischen cineastischen Installationen stiller Nostalgie und abstrakten, träumerischen Figurationen malerischer Natur. Von überraschender Nahsicht in die Spuren der Zeit zu moder­nen Formulierungen auf Dauer gestellter Betonreliefe, die Besucher*innen treten in verspielte Welten unterschiedlicher Perspektiven ein.

Kostas Maros Text Website +

Kostas Maros setzt sich in der aktuellen Werkgruppe Cicatrice intensiv mit der Landschaft in Carrara, Italien, auseinander. Der jahrelangen Abbau des weissen Marmors hat Teile der Gegend auf eine eindrückliche und bedrohliche Art verändert. Von Kunst bis Architektur, von Michelangelo bis Alvar Aalto, die halbe Welt unterliegt der Faszination des «weissen Goldes», des Marmors aus Carrara. Die steigende Nachfrage nach dem wertvollen Rohstoff hat zeitlose Narben hinterlassen. Kostas Maros hat sich mehrere Wochen in den Apuanischen Alpen aufgehalten, hat die Kraft und Geschichte dieses zwiespältigen Ortes auf sich wirken lassen, sich intensiv damit auseinandergesetzt. Die entstandenen Werke übertragen diese unheimliche Kraft der sich stetig wandelnden Natur auf eine eindrückliche Art. Maros nutzt die Steinbrüche von Carrara als Metapher für den global übermässigen Eingriff der Menschen in die Natur: Automatisierung, Verknappung der Ressourcen, Konzentration des Reichtums sowie der Konflikt zwischen Umwelt und Produktion.

Project 6

 2.September - 30.Oktober 2021

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Zwischen Chaos und Ordnung, zwischen expressivem Überschuss und wohltemperierter Ausgewogenheit: Die Werke von Anna Maria Balint, Samuli Blatter, Annette Barcelo und Werner von Mutzenbecher spannen gegensätzliche Pole auf. Schwarz aquarellierte, elegante Formen morphen zwischen Schädeln und Karosserieteilen hin und her, und dunkel glänzende Grafitlinien deuten in ausdrucksvollen Zeichnungen Räume an, die an die verworrene Wahrnehmung in Träumen erinnern. Paare aus Vögeln und Vierbeinern sind in seltsame Verhandlungen verstrickt, während flächige, abstrakt-geometrische Formen zum aufmerksamen Sehen anhalten – die Besucher*innen werden abwechselnd in eine affektive und eine meditative Anschauung versetzt. 

Anna Maria Balint Text Website +

Anna Maria Balint, Chassis, 2021, Aquarell und Fensterfarbe auf Papier, 29.7 x 21 cm

 

Zeichnerische, malerische und plastische Elemente sind in Anna Maria Balints (*1992) künstlerischer Praxis oft eng miteinander verknüpft: Ausgehend von Beobachtungen alltäglicher Gebrauchsobjekte abstrahiert die Künstlerin Formen und bannt diese in Aquarelle oder Skulpturen, beides wichtige Bestandteile ihres Arbeitens. Auf motivischer Ebene finden Dinge aus der Warenwelt, Versatzstücke aus dem Städtebau oder architektonische Elemente Eingang in die Werke Balints. Die Künstlerin bildet diese Formen allerdings nicht als kühle, rein dingliche, entseelte ab; vielmehr wohnt ihren Werken bei aller (materiellen) Technizität die Spur eines Organischen inne. So auch in der Serie Chassis von 2021, zu der nebst Aquarellen auch plastische Arbeiten gehören: Obschon die Aquarelle von Autoteilen inspiriert sind und die stellenweise aufgetragene, glänzende Farbe tatsächlich an Lackierungen und Spiegelungen denken lässt, haftet den dunklen, abstrakten Formen ein Moment des Lebendigen an, denn sie wirken mit ihren Rundungen und den Leerstellen zum einen wie Schädel, zum anderen scheinen sich die Formen über die Serie hinweg zu entwickeln, sich in verschiedene Richtungen und Wesensformen zu morphen. 

Annette Barcelo Text Website +

Annette Barcelo (*1943) malt und zeichnet seit Dekaden in einer unverkennbaren Handschrift an einer ureigenen Bilderwelt. Oft übermalt die Künstlerin bereits vorhandene Trägermaterialien für ihre Bilder, die düstere Landschaften abbilden oder in denen sich groteske Kreaturen – in den Worten der Künstlerin: Seelentiere – breitmachen. Die Gemälde verbindet eine skurrile Atomsphäre; der Tod ist allgegenwärtig, ins Bild gebracht durch Särge oder Totenköpfe. In der Serie Beste Freunde (2021) sind die Figuren vor schwarzem Hintergrund und im engen Bildausschnitt portraitiert, was eine Verortung der Gestalten erschwert und sie in einen Traumraum verbannt. Die Paare aus Vögeln und Vierbeinern sind in seltsame Verhandlungen verstrickt, es bleibt unklar, ob die Verbindungen parasitär oder symbiotisch sind, ob sich die Tiere in lustvoller Zuneigung oder im Kampf begegnen. Mysteriöse (Zwie)gespräche prägen auch Nacht der Tiere (2021): Einer Gestalt mit schreckensgeweiteten Augen sitzt ein Kobold im Nacken, ganz so, als ob er die Figur in die Unterwelt reiten würde; gleichzeitig halten sich seine feingliedrigen Finger geradezu zärtlich an ihr fest – die von maskenhaften Tiergesichtern bevölkerte Zwischenwelt ist eben nicht bloss schwarz oder weiss.

Samuli Blatter Text Website +

Samuli Blatter, Strange Attractor 14, 2020, Bleistift auf Papier, 30 x 21 cm.

 

Dreh- und Angelpunkt von Samuli Blatters (*1986) künstlerischer Arbeit ist Grafit: der Künstler setzt den grau schimmernden, staubigen Werkstoff in expressiven Zeichnungen ein, die nichts zu schaffen haben mit zögerlichen Strichen auf dem Papier oder Vorstudien für etwas Anderes, denn Blatter bannt kraftvolle, bewegte Striche aufs Papier, deren all over eine starke Präsenz entfaltet. Mal nehmen die grossen Papierbahnen ganze Wände ein, mal scheinen die kleinformatigen A4-Zeichnungen vor überschüssiger Energie beinahe zu bersten. Typisch für den Künstler ist die Arbeit in Serien, so besteht Strange Attractor 14 von 2020 aus 35 Zeichnungen und ist Teil einer grösseren, gleichnamigen Serie, an der er seit 2018 arbeitet. Der Terminus Strange Attractor bezeichnet in der Physik den Versuch, Ordnung ins Chaos zu bringen: Attraktoren sind Orte oder Zustände, auf die dynamische Systeme unweigerlich zustreben und in denen sie sich stabilisieren. Seltsame Attraktoren beschreiben Gesetzmässigkeiten chaotischen Verhaltens, also azyklische Stabilisierungen, die von den Anfangsbedingungen abhängen – eine Dynamik, die auch in Blatters Zeichnungsserie angelegt ist: Aus dem (vermeintlich) gleichbleibenden Produktionsdispositiv entwickeln sich immer neue Endzustände. 

Werner von Mutzenbecher Text Website +

Werner von Mutzenbecher (*1937) nutzt primär die Malerei als Medium künstlerischen Entdeckens, ist aber immer wieder auch als Filmemacher tätig. Während die beiden Medien auf den ersten Blick scheinbar weit auseinanderliegen, wird in Mutzenbechers malerischen sowie filmischen Arbeiten sein Interesse an Bewegung sichtbar. Auf verschiedenen Ebenen spielt sich dabei eine Dynamisierung des Sehens ab: Den abstrakt-geometrischen, farblich reduzierten Gemälden gehen viele Vorstudien auf Papier voraus, der Malvorgang selbst wird aber rasch ausgeführt und die Bewegung wird in der Malerei stillgestellt, eingefroren – allerdings nur solange, bis die Rezipient*innen die Werke in ihrer Seharbeit wieder aktivieren. In frühen Experimentalfilmen tastet der Künstler mit der Kamera Objekte ab, die durch den engen Bildausschnitt abstrahiert werden – Architektur wird zu ornamentalem Spiel, stillstehende Oberflächen werden von der Kamera in Bewegung gesetzt. Eine Dynamisierung deutet sich auch in flächenbetonten Gemälden wie Turn Around I(2018/19) an: Feine blaue Linien auf schwarzem Grund scheinen sich um ihren Mittelpunkt zu drehen; eine Komposition, die zugleich bewegt und meditativ still erscheint.

Project 5

3. Juni - 3. Juli 2021

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Geheimnisvolle Umrisse, die sich scharfkantig aus Kohlewolken schälen; gegossenes Polyesterharz, das wie Süssigkeiten aussieht; verwischte Landschaften, in denen sich kuriose Kreaturen tummeln; in die Höhe wachsende, schlanke Bäume, die sich in nuancierten Grautönen zu erkennen geben: Die gezeigten Werke von Alexandra Meyer, Jahic und Roethlisberger, Luisanna Gonzalez Quattrini und Mireille Gros sind mit unterschiedlichen Medien und Verfahren hergestellt, motivisch bewegen sie sich jedoch meistens an den Grenzen des Sichtbaren. In der Ausstellung finden sich Gedankenfragmente oder flüchtige Eindrücke versammelt und eine spielerische Leichtigkeit ist im space25 tonangebend.

Luisanna Gonzalez Quattrini Text Website +

Luisanna Gonzalez Quattrini (*1972) widmet sich der Ölmalerei und entwickelt seit geraumer Zeit konsequent eine unverkennbare Bildsprache, in der Pastelltöne und mit leichter Hand gemalte Pinselstriche dominieren. Auf den Leinwänden entwirft die Künstlerin in frischen Farben Visionen einer Welt, die auf den ersten Blick lieblich anmutet, sich auf den zweiten Blick aber oftmals als bizarr oder abgründig entpuppt. Kuriose Kreaturen verlustieren sich in angedeuteten Landschaften und menschliche Figuren schwimmen in Farbbädern, die an Swimmingpools oder an die Ursuppe erinnern. Die Szenen und schemenhaften Mischwesen in Quattrinis Gemälden wirken wie Notizen des Unbewussten, die sich verdichten zu einem Kosmos des Vorzivilisatorischen und des fröhlichen Umherschweifens. Mit wenigen Pinselstrichen deutet sie Kurzgeschichten an und so treffen sich in La Fête (2020) drei Gestalten, die einem Gemälde von Hieronymus Bosch entsprungen scheinen, unter Wasser zum Stelldichein. Accumulación (2007) kann als Allegorie auf die Malerei verstanden werden: Verschiedene Farben sind aufeinandergetürmt und halten sich in prekärer Balance, es scheint, als hätte die Malerin die Farben aufeinandergeschichtet und nach getaner Arbeit die Bühne verlassen. 

Mireille Gros Text Website +

Im Œuvre von Mireille Gros (*1954) ist die Natur zentrales Thema. Gros nähert sich der Pflanzenwelt in verschiedenen Medien und setzt ihre Bilder in Zeichnung, Tusche-Malerei, Enkaustik, aber auch in Fotografien und Videoarbeiten um. Im Zeichnen oder Malen ist die Beschaffenheit des Bildträgers essentiell und so wählt Gros immer wieder neue Trägermaterialien mit unterschiedlichen Oberflächen, um keinem Automatismus zu verfallen. Darin drückt sich eine Achtsamkeit gegenüber dem eigenen Arbeitsprozess aus, die die Entstehung ihrer feinsinnigen Bilder gesamthaft prägt: «Absichtsfroh und absichtsfrei» geht Gros gemäss Eigenaussage an ihre Arbeiten heran, lässt sich intuitiv leiten von Gedanken, Situationen und Impulsen. Seit 1993 arbeitet Gros an einem Herbarium der besonderen Art. The Fictional Plant Biodiversity Project ist eine über 1000 Werke umfassende Arbeit, in der die Künstlerin durch das Erfinden neuer Pflanzenarten dem Verlust der Biodiversität zumindest in der Fantasie entgegentritt und gleichsam eine Enzyklopädie der Möglichkeiten erschafft. Das Projekt selbst ist dabei Veränderungen unterworfen: Gros schafft aus ausgeschiedenen Zeichnungen unter anderem raumgreifende Installationen oder Flip-Flops und speist ihre eigene Arbeit damit wieder in den Zyklus von Werden und Vergehen ein. 

Jahic & Roethlisberger Text Website +

Admir Jahic und Comenius Roethlisberger spannen seit 2008 als Künstlerduo zusammen. Ihre künstlerische Praxis umfasst Installationen, Skulptur, Malerei, Fotografie sowie Publikationen. Oft schaffen sie umfangreiche Werkserien, zu denen seit 2010 die Kunstharzgüsse von Paradise Now zählen. Zentral ist die Kollaboration: Jahic/Roethlisberger legen im Atelier grosse Papiere aus und tragen flüssiges, mit Pigmenten versetztes Kunstharz auf, dessen Verlauf sie durch gestische Eingriffe beeinflussen. Gleichzeitig an unterschiedlichen Blättern arbeitend, intervenieren sie in die Aktionen des Anderen; bis zum Einsetzen des Trocknungsprozesses können die Formen verändert werden. Arbeitsablauf und Rahmenbedingungen sind also geplant, allerdings mit dem Ziel, den Zufall und das Unerwartete in die Kunstproduktion einzuladen. Eine humorvolle und selbstironische Wendung erfährt die Werkserie in der zugehörigen Publikation Paradise Now: Das Künstlerduo lässt sich in einer fingierten Agenturnachricht mit der Aussage zitieren, dass der «Übergang von Kunst zu Cocktailsauce» fliessend sei, während ein Zeichenleser in den Farbklecksen verzweifelt einen zu dechiffrierenden Code sucht, weil ihm die Schönheit der Werke nicht ausreicht – die Idee der «Auramalkarten» muss er zu seinem Bedauern verwerfen. 

Alexandra Meyer Text Website +

Alexandra Meyer (*1984) realisiert ihre Werke in so unterschiedlichen Medien wie Video, Performance, Fotografie, Zeichnung, Installation oder Skulptur. Zentral ist für Meyer die Arbeit mit dem (eigenen) Körper, den sie in Performances nutzt, in Wedding Ring (2011) als Bildträger erforscht oder in Letter to Mum (2015) gar als bildgebendes Medium einsetzt. Oft finden überraschende Materialien Eingang in ihre Arbeiten und so verwendete die Künstlerin für Plastiken schon ihr Blut, Butter oder Pita-Brote – vergängliche Stoffe, denen ihre Deteriorierung oder zumindest ihre Transformation eingeschrieben ist. Das Thema der Vergänglichkeit oder Erinnerung nimmt die Arbeit Form (2021) auf: Nüchtern im Stil der Produktfotografie abgebildet offenbart der Boden einer Kuchenform sein langes Leben als Gebrauchsgegenstand; die im Metall eingekerbten Schnitte erzählen von bereits gefeierten Festen und gleichzeitig mutet der silberne Kreis mit den strahlenförmig ausfächernden Einkerbungen an wie ein Kultgegenstand. An Doppelbelichtungen erinnern die unbetitelten Kohlezeichnungen von 2016/17: Aus Kohlewolken schälen sich geheimnisvolle Umrisse, deren scharfe Kanten an Architekturen erinnern, traumartige Stadtansichten bannen sich hier zu Papier. 

Project 4

9. April - 22. Mai 2021

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In der vierten Ausstellung bringt space25 fünf Kunstschaffende zusammen, deren für die Ausstellung ausgewählte Arbeiten die formale Reduktion auf das Wesentliche eint. Allerdings verfolgen Franziska Furter, Esther Hiepler, Max Leiß, Maude Léonard-Contant und Camillo Paravicini je eigene Themen und Interessen: Die Grenzen zwischen Zeichnung und Malerei werden ausgelotet, ein verspielter Rhythmus findet aufs Blatt, Stillleben werden neu interpretiert, Skulpturen rufen verschwommene Bilder von Alltagsgegenständen wach oder setzen sich, obschon auf elementarste Formen reduziert, vor dem inneren Auge zu Gesichtern zusammen. Diese Ausstellung ist eine der leisen Töne, des Uneindeutigen, des Vorsprachlichen - unter dem Deckmantel der Reduziertheit versammeln sich überaus unterschiedliche Positionen.

Franziska Furter Text Website +

Esther Hiepler Text Website +

Esther Hieplers (*1966) Œuvre umspannt die unterschiedlichsten Medien; sie arbeitet unter anderem mit Performance, Fotografie, Video, Installation, Malerei oder Zeichnung. In frühen Videoarbeiten lotet Hiepler mit farbigem Papier die Möglichkeit von Bildkompositionen und Bildraum aus oder sammelt in einer Serie von Fotografien sieben Jahre lang weisse, im urbanen Raum gefundene Flächen. 

Dieses Wiedererkennen und Neukomponieren von Motiven zieht sich wie ein roter Faden durch Hieplers vielfältiges Werk; so taucht der gelbe Kreis erstmalig 2012 in Zusammenhang mit einem von der Künstlerin hergestellten Löwenzahnlikör auf, bevor er nach einem Auftritt als Performance-Requisit 2018 in einem grossen Aquarell in einer reduzierten Landschaft als Sonne wiederauftritt. Überhaupt ist die Pflanzenwelt immer wieder Thema in Hieplers Arbeit: Mal abstrakt in Form floral anmutender Ornamente, mal handfester als Likör. Zentral in Hieplers Werken ist nebst Grundfragen der Komposition die Thematik der Rhythmisierung. In den Tropfenschlaufen spinnt die Künstlerin herunterrinnende Tusche über das Blatt zu feinen Fäden; die Linien auf einer grossen, querformatigen Arbeit erinnern an eine Musikstück-Notation, deren Notenlinien sich plötzlich verknoten und verselbständigen – vielleicht eine Reminiszenz an eine frühe Performance, bei der zwei Personen mit ihren Körpern und wenigen Requisiten ein elaboriertes Schlagzeug-Stück aufführten?

Max Leiß Text Website +

Biografie…

Maude Léonard-Contant Text Website +

Maude Léonard-Contant (*1979) malt Gouachen, schafft Skulpturen und schreibt Texte. Die Auseinandersetzung mit Sprache nimmt in ihrem Werk eine zentrale Stellung ein, wobei Sprache und Skulptur zuweilen eng verflochten sind und sich manchmal gegenseitig verhindern oder obsolet machen: Léonard-Contant imaginiert in Texten Objekte, die nicht existieren (müssen), verleiht deren materieller Beschaffenheit in Worten Gestalt – die «limestone frenzy» erweckt den Anschein einer animierten Skulptur, Ton erhält eine Textur zwischen «worn leather and bitumen» –, sie vergleicht Grössenverhältnisse mit der Länge der Spaghetti aus Poschiavo oder Schönheitsflecken. In den Texten wird deutlich, dass die Künstlerin Objekten gegenüber vielleicht misstrauisch, vielleicht vorsichtig ist, bestimmt aber dem Medium nicht unvoreingenommen begegnet. Ihre Skulpturen sind von einer Affinität zu Materialität und von formaler Zurückhaltung geprägt. Die Wandobjekte der Installation Tinnitus Garten (2016) erinnern mit ihren regelmässig in den blassgrünen Gips eingelassenen Löchern an Steckbretter, auf denen verschiedene Schaltungen möglich sind; Evokation von Ohrensausen durch Fehlsteuerung oder Raster für den Entwurf eines streng symmetrischen französischen Gartens? 

In der Installation No Edit Can Fail Tint (2020) werfen kurze, in den rötlichbraunen Gusssand gepresste Gedichte Fragen auf: Wo ist dieses Wo? Können Flops – als Negativ-Höhepunkte eigentlich charakteristisch von kurzer Dauer – chronisch werden? Léonard-Contants Rauminstallation macht deutlich, dass Sprache doppelt zum Material taugt. 

 

Camillo Paravicini Text Website +

Camillo Paravicini (*1987) nutzt für seine künstlerische Praxis so unterschiedliche Medien wie Fotografie, Malerei, Skulptur, Zeichnung, Druckgrafik, Film oder Installationen. Seine Bilderwelt wird aus unterschiedlichen Quellen gespeist, neben Hinweisen auf die Populärkultur oder Comics finden sich auch Referenzen zu Musik oder Literatur. 

In seinen fotografischen Arbeiten setzt sich Paravicini mit klassischen Darstellungen wie Stillleben oder Portraits auseinander: Eine grosse Schwarzweiss-Fotografie von 2013 zeigt hinter grünem Glas einen Blumenstrauss. Das Arrangement macht dem Begriff nature morte alle Ehre: Verwelkt hängen die Blumen über die Vase, durch das Glas seltsam aseptisch konserviert. In der Arbeit Gesichter des Alltags (2018) portraitiert Paravicini Vögel wie Kohlmeisen oder Spatzen, im imposanten Grossformat und quasi klassisch als Brustbild. Die Tiere wirken aufmerksam und charaktervoll und treten den Betrachter*innen durch die Massstabveränderung als eigenständige Subjekte gegenüber – der Begriff der «Vogelperspektive» erhält plötzlich eine neue, leicht bedrohliche Konnotation. Die Disegns (2017) sind Hinterglasmalereien, in denen Paravicini mit schnellem Strich absurde Alltagsbeobachtungen festhält: Die Wucht eines Velounfalles wird in davonfliegenden Strichen festgehalten, mit von zwei Palmen gerahmten und stopplig behaarten Beinen wird das altbekannte Motiv des Strand-Selfies (auch bekannt als sausage legs) auf die Schippe genommen. Die Disegns sind geprägt von einer Schalkhaftigkeit, die Paravicinis Arbeit überhaupt auszeichnet, wenn er leichtfüssig Wahrnehmungsgewohnheiten hinterfragt. 

Project 3

28. November 2020 bis Ende Januar 2021

Anna Maria Balint Text Website +

Selina Baumann Text Website +

Anja Braun Text Website +

Markus Gadient Text Website +

Sara Gassmann Text Website +

Florian Graf Text Website +

Eric Hattan Text Website +

Esther Hiepler Text Website +

Esther Hunziker Text Website +

Jahic & Roethlisberger Text Website +

Daniela Keiser Text Website +

Max Leiß Text Website +

Kaspar Ludwig Text Website +

Laura Mietrup Text Website +

Claudia & Julia Müller Text Website +

Edit Oderbolz Text Website +

Camillo Paravicini Text Website +

Bianca Pedrina Text Website +

Lukas Rapold Text Website +

Boris Rebetez Text Website +

Kilian Rüthemann Text Website +

Hagar Schmidhalter Text Website +

Jürg Stäuble Text Website +

Julia Steiner Text Website +

Peter Steinmann Text Website +

Ruedi Walti Text Website +

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space25 freut sich, die dritte Ausstellung zu eröffnen, die rund 80 Kunstwerke von 26 Kunstschaffenden versammelt. Das spontan eingefädelte Stelldichein der regionalen Kunstszene lädt dazu ein, das Jahr Revue passieren zu lassen – ein Jahr, das geprägt ist von Einschränkungen und Entbehrungen persönlicher, sozialer oder finanzieller Natur.

Die Schau soll dazu anregen, das Schaffen lokaler Künstler*innen zu entdecken und zu unterstützen. Gleichzeitig setzt sie einen bunten Schlussstrich unter das Jahr, und natürlich klingt in ihr auch schon die Zukunft an – eine Zukunft, in der es noch immer Kunstschaffende gibt, die in ihren Arbeiten Reflexionsräume für das Zeitgeschehen schaffen. 

Project 2

4. - 25. September 2020

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In der zweiten Ausstellung zeigt space25 die Werke von vier Künstlerinnen, die ihren Arbeits- und Lebensmittelpunkt in Basel haben. 

Die Bilderserie Santa Cristina in Salivolpe von Anja Braun (*1985) ist im weitesten Sinne als Landschaftsmalerei zu verstehen: In satten Pigmenten sind maximal reduzierte Lichtstimmungen auf die Leinwände gebannt. 

In Sara Gassmanns (*1980) Malereien changieren die Motive zwischen figürlich und abstrakt – so schälen sich in lasierend aufgetragenen Farbschichtungen Formen wie zum Beispiel Finger aus der Leinwand. 

Simone Holliger (*1986) zeigt grosse, aus Papier gearbeitete Reliefs, die ihren Ursprung unverkennbar in der Zeichnung haben, aber ins Plastische drängen und dabei die Materialität des Papiers spielerisch unterlaufen. 

Und Edit Oderbolz (*1966) eröffnet in einer neuen Arbeit durch den gezielten Einsatz von Farbe einen dreidimensionalen Raum, der mit der Architektur des Ausstellungsraumes überzeugend zusammenspielt. 

Den vier Künstlerinnen gemeinsam ist also je ein bestimmter Umgang mit Farbe als Material; einem Material aber, das sie ganz unterschiedlich erkunden. 

Anja Braun Text Website +

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Simone Holliger Text Website +

Edit Oderbolz Text Website +

Project 1

 

 

Als Startausstellung im space 25 zeigen wir eine Gruppenausstellung mit KünstlernInnen, welche mit ihren Arbeiten, verschiedene Kunstrichtungen repräsentieren.

 

As a starting exhibition at space 25 we will present a group show with artists whose works represent various art movements.

 

info@space25.ch

18. 6 - 10. 7. 2020 

Franziska Furter Text Website +

Eric Hattan Text Website +

Claudia & Julia Müller Text Website +

Boris Rebetez Text Website +

Jürg Stäuble Text Website +

Julia Steiner Text Website +

Peter Steinmann Text Website +

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