Project 10






Vernissage 19. August ab 17.00 Uhr
Kunsttage Basel, 1 - 4 September, 10 - 18 Uhr
Künstlergespräch Freitag, 2. September, 18 Uhr
Mariejon de Jong-Buijs und Senam Okudzeto
Sound Performance Samstag, 3. September, 18 Uhr
ANKLIN | ORON
In den fliessenden Bewegungen transluzider Pigmente der künstlerischen Arbeit von Mariejon de Jong-Buijs und Senam Okudzeto schimmert die Frage durch nach dem Werk-Zeug zur ästhetischen Form: von de Jong-Buijs’ diversen Techniken des prozessualen Farbauftrages zu Okudzeto dadaistischen Wendungen identitätsstiftender Artefakte.
In den Arbeiten beider Künstlerinnen finden sich unterschiedlich modernistische Zugriffe auf die traditionelle Gattung der Malerei – weist sich de Jong-Buijs’ Werk als abstrakt, hierbei die Grenzen der Medienspezifik auslotend, und Okudzetos als tendenziell figurativ aus, dabei die Körperlichkeit des Aktes erprobend –, verbindet sie beide die Auseinandersetzung mit einer produktionsästhetischen Kontingenz. In Abgrenzung zur Notwendigkeit meint Kontingenz die Zufälligkeit/Möglichkeit, dass etwas in Erscheinung tritt oder nicht, und es demnach auch ganz anders sein könnte.


Vom Falten der Leinwand zum Entfalten in der Zeit: Für Mariejon de Jong-Buijs (1970) steht eine bewusste Auseinandersetzung mit der Prozesshaftigkeit im Vordergrund ihrer künstlerischen Arbeit. Dabei findet sich die oftmals nicht sichtbare Komponente des Prozesses in der und zur Hervorbringung malerischer Bildwerke im Œuvre von de Jong-Buijs modernistisch gewendet; mittels unterschiedlichster Techniken des Farbauftrags, die sie als konzeptuelle Aktionen durchführt, schreibt sich die zeitliche Dimension vergleichbar einer sichtbaren Spur ein. Mit den oftmals monumentalen Dimensionen ihrer Bildträger erprobt sie die Stofflichkeit der Leinwand, faltet die bunten Stoffbahnen zu skulpturalen Werken, wirkt auf sie mit körperlichem Einsatz ein und unter Rückgriff unkonventioneller Werkzeuge, wie beispielsweise des Besens anstelle des Pinsels oder mittels fahrender Traktoren, die wie beim Bewirtschaften der Agrikultur statt des Saats Farbe giessen. Mit dem Konzept des Zufälligen spielend, indem der Farbauftrag durch Überlagerungen und Verschiebungen geschichtet sichtbar wird, weiss die Künstlerin auch gerne ihre Arbeiten dem Einfluss der natürlichen Witterung auszusetzen. Oftmals arbeitet und bearbeitet sie ihre Gemälde unter dem Einwirken des Freien oder ruft, wie mit der jüngsten Serie der Künstlerin mit den Titeln ihrer Arbeit das Freie auf.











Senam Okudzetos (*1972) ringende, tanzende und sich windende Körper erinnern zuweilen an das ephemere Spiel von Wassertopfen auf neutralem Grund, die sich geleitet von der Oberflächenspannung suchen, finden, lösen. Die treibenden Kräfte in flüssig abgemischter Acyrilfarbe scheinen vernehmbar, mit denen die Künstlerin in suchender Pinselführung (vergleichbar der Écriture automatique) den Akten ihrer Malerei konkrete Form verleiht. Gleichwohl wohnt den silhouettenhaften Körpern und deren formalen Bezüglichkeiten zueinander, zuweilen fragmentiert, überlagert und sich durchdringend die Frage nach ihrer spezifischen Körperlichkeit und Identität inne. Für die multinationale Künstlerin, die sich mit Mechanismen der Subjektkonstitution auseinandersetzt, bildet ein dichtes Geflecht aus sozio-kulturellen Referenzen den Ausgangpunkt ihrer diskursiven Arbeitsweise. Die Kontingenz sozio-kultureller Narrative kritisch reflektierend, steht dabei die Malerei selten für sich allein, sondern findet sich in ein multimediales installatives Ganzes eingebettet. Mit ihren Installationen richtet sie unerwartete Zusammenhänge in neues Licht und verweist dabei mit einer vom Dadaismus informierten Geste, dem Afro-Dada, wie sie ihre künstlerische Sprache zuweilen benennt, auf vergessene oder verborgene Geschichten über die Entstehung des heutigen Westafrikas und seiner Diaspora.