Project 21


Vernissage, Freitag, 28. März, 17 - 20 Uhr
Öffnungszeiten
Mittwoch bis Freitag, 15 – 18.30 Uhr
Samstag 13 – 17 Uhr
Oder nach telefonischer Vereinbarung +41 79 688 05 03
Vincent Kriste und David Berweger erkunden die Grenze zwischen Realität und Illusion, zwischen Bild und Objekt. Kriste erschafft illusionistische Bild-Objekte, in denen Alltägliches in präziser Malerei eine neue, trügerische Präsenz erhält. Durch präzise Farbaufträge verschwimmen die Grenzen zwischen Bild und physischer Präsenz, wodurch gewohnte Wahrnehmungen ins Wanken geraten. Berweger hingegen untersucht die Mechanismen der Reproduktion und Dekonstruktion. Seine Werke werfen einen kritischen Blick auf die Instabilität von Wert und Authentizität, indem sie die Zerbrechlichkeit visueller Systeme offenlegen. Während Kriste die sinnliche Wahrnehmung durch illusionistische Strategien herausfordert, entlarvt Berweger die Konstruktion von Bildern als kulturellen Prozess. Ihre Arbeiten eröffnen einen Diskurs über das Verhältnis von Original und Nachbildung, von Authentizität und Inszenierung.










In seinen Werken setzt sich David Berweger mit Imitationen und damit verbundenen gesellschaftlichen Prozessen auseinander. Sein Interesse gilt dabei Objekten, die eine spezifische Funktion erfüllen und darüber hinaus symbolisch aufgeladen oder bildhaft sind. So beschäftigt er sich beispielsweise mit industriellen Nachbildungen und Attrappen, die er in neue Kontexte stellt, um Reflexionen über ihre Bedeutung und Nutzung anzuregen.
Seine Werkgruppe «Pseudo Brut Herbarium» geht auf digitale Bastelanleitung zurück. Diese Arbeiten thematisieren das Spannungsfeld zwischen spielerischer Annäherung und realer Bedrohung und reflektieren die digitale Verbreitung von Objekten. Ohne explizite politische Statements zu formulieren, verweist Berweger auf Mechanismen gesellschaftlicher Normalisierung und medialer Bildproduktion.
In «Aus der Serie der Bedrohten Arten» kombiniert er Seiten aus Auktionskatalogen mit Lebensmittelattrappen aus einer halbindustriellen Manufaktur. Auktionskataloge sind für ihn nicht nur Dokumente des Handels, sondern auch eigenständige Objekte, die durch minimale Eingriffe eine neue Bedeutung erhalten. Diese Werke verknüpfen ökonomischen Überlegungen mit einem kritischen Blick auf den Handel mit symbolischen Gegenstände: Indem er Katalogseiten von Auktionen verformt, durch Falzungen in neue visuelle Strukturen überführt oder sie mit Alltagsgegenständen kombiniert, zeigt Berweger die Fragilität und Arbitrarität von Wertzuschreibungen auf. Die Abbildungen der angebotenen Werke verschwimmen zu neuen hybriden Formen, während die begleitenden Texte unverändert bleiben. Dadurch entsteht eine Spannung zwischen dem ursprünglichen Objekt und seiner fotografischen Repräsentation.
Eine andere Facette seines Schaffens zeigt sich in der Beschäftigung mit industriellen Imitationen. Seine Faszination für Materialimitationen ist in der Arbeit «Ersatz zu Keter Faktor 8x6»? sichtbar. Es handelt sich um eine Kunststofftür eines Gartenhauses, deren Oberfläche optisch Holz nachempfindet. Hier werden die Traditionen der Trompe-l’œil-Malerei aufgenommen, in der bereits in der Renaissance illusionistische Effekte eingesetzt wurden, um Betrachter:innen zu täuschen. Berwegers Arbeiten jedoch bleiben nicht in der perfekten Illusion verhaftet, sondern entlarven zugleich den Herstellungsprozess und die industrielle Logik hinter der Oberfläche. Die Türflügel mitsamt Bogenaufsätzen und Griffen stammen nicht aus dem eigentlichen Produkt, sondern aus einem Ersatzteilhandel, was die Frage nach Authentizität und Reproduktion verstärkt. Seine Werke sind oft mehrdeutig und fordern die Betrachtenden auf, aktiv in den Dialog mit den Objekten zu treten. Berwegers künstlerische Praxis zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie alltägliche Materialien und industrielle Produkte zu Trägern komplexer kultureller und gesellschaftlicher Fragestellungen werden können.
In seinen neusten Arbeiten ««Ghost Vehicles» Dissolve Transition» setzt sich Berweger mit der Wechselwirkung von Bild und Raum auseinander. Abhängig von der Tageszeit und der Lichtquelle verändert sich die Wahrnehmung der Werke: Die Fahrzeuge scheinen zu verschwinden oder sich zu verdoppeln, was eine faszinierende Dynamik zwischen Bild, Zeit und Raum erzeugt. Gleichzeitig weist die Installation auf die digitale Bildkultur hin, in der sich Bilder durch Filter und Überlagerungen ständig transformieren und ihre vermeintliche Objektivität verlieren.
Ein kunsthistorischer Bezugspunkt für viele Arbeiten in Berwegers Œuvre ist die Minimal Art, die durch ihre Reduktion und Materialbezogenheit eine neue Form des Erlebens von Objekten im Raum etablierte. Während Künstler wie Donald Judd industrielle Materialien nutzten, um Kunstwerke ohne subjektive Handschrift zu schaffen, erweitert Berweger diese Strategie und fügt den Werken eine zusätzliche Dimension hinzu: eine kulturelle und gesellschaftliche Aufladung des Objekts. Seine Werke verweigern die Neutralität der Minimal Art, indem sie bewusst auf Nachahmung, Reproduktion und den kommerziellen Kontext verweisen. Indem er die Grenzen zwischen Objekt, Abbildung und Referenz auslotet, stellt er nicht nur kunsthistorische Traditionen infrage, sondern führt sie in eine neue, medienreflexive Dimension. Seine Werke fordern dazu auf, den Stellenwert von Material und Bild kritisch zu reflektieren und unsere Wahrnehmungsmuster neu auszurichten.

Stein, 2016, Acryl auf Leinwand, 190 x 300 cm

Stein 1 2017, Acryl auf Holz, je 40,5cm x 40cm

Stein 2 2017, Acryl auf Holz, je 40,5cm x 40cm

Stein 3 2017, Acryl auf Holz, je 40,5cm x 40cm

Stein 4 2017, Acryl auf Holz, je 40,5cm x 40cm

Teppich 1 2020, Acryl auf Baumwolle, 240cm x 165cm

Folge, 2024, Acryl auf Baumwolle, je 140 x 90 cm

Stein, 2016, Acryl auf Leinwand, 190 x 300 cm

Stein 1 2017, Acryl auf Holz, je 40,5cm x 40cm

Stein 2 2017, Acryl auf Holz, je 40,5cm x 40cm

Stein 3 2017, Acryl auf Holz, je 40,5cm x 40cm

Stein 4 2017, Acryl auf Holz, je 40,5cm x 40cm

Teppich 1 2020, Acryl auf Baumwolle, 240cm x 165cm

Folge, 2024, Acryl auf Baumwolle, je 140 x 90 cm
Vincent Kriste knüpft kunsthistorisch an die konzeptuelle und minimalistische Malerei der 1960er Jahre an. Seine Bilder reduzieren sich auf essenzielle Elemente: Material, Farbe, Form. Seine Arbeiten zeichnen sich durch eine klare Formensprache aus, die Gestik ist zurückgenommen, der Farbauftrag präzise und erinnert an Drucktechniken. Kriste erforscht in seinen Werken die Grenzen zwischen Malerei und Objekt: Die Objekte, die er darstellt, wirken auf den ersten Blick vertraut, doch durch seine Malweise gewinnen sie eine neue Dimension. Seine Malerei öffnet einen Raum, in dem das Bekannte sich verflüchtigt, um Platz für eine subtilere Realität zu schaffen – eine Realität, die zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren, zwischen dem Greifbaren und dem Illusorischen oszilliert. Er beherrscht die Kunst der Illusion mit einer nahezu perfekten Handwerkskunst, doch gleichzeitig ist er nie daran interessiert, uns zu täuschen. Im Gegenteil: Kriste zeigt uns die Illusion, offenbart den Prozess der Herstellung und lässt uns über die Mechanismen der Wahrnehmung nachdenken.
Die Werke aus der Serie Steine erscheinen massiv, schwer und rau. Doch sie sind nichts als Acrylfarbe, aufgetragen auf Leinwand, mit einer Struktur, die täuschend echt Risse und Erhebungen imitiert. Die Malerei stösst hier an ihre eigenen Grenzen: Sie schafft eine optische Illusion, die uns glauben macht, das Bild sei greifbar, habe Gewicht und physische Präsenz. Gleichzeitig aber spielt Kriste mit dem Moment der Irritation. Manche Risse sind real, im Farbauftrag entstanden, andere sind gemalt. Was echt ist und was Illusion bleibt unklar, ein permanentes Changieren zwischen Sehen und Verstehen. Diese Werke fordern eine genaue Betrachtung – aus der Ferne betrachtet wirken sie wie fotografische Abbildungen, aus der Nähe offenbaren sie ihre gemalte Natur. Damit greifen sie auch auf kunsthistorische Traditionen der Trompe-l'œil-Malerei zurück, doch bei Kriste geht es nicht nur um das perfekte Vortäuschen von Realität, sondern um deren gleichzeitige Dekonstruktion. Seine Arbeiten sind Reflexionen über die Mechanismen der Darstellung, über die Spannung zwischen der Haptik der Malerei und der Trugbilder des Sehens.
In der Arbeit Teppich untersucht Kriste die Grenze zwischen Bild und Objekt in besonderer Weise. Hier ist die Leinwand nicht mehr nur Träger einer Darstellung, sondern wird selbst zum physischen Bestandteil des Werkes. Die Farben sind pastos aufgetragen, teils mit chemischen Zusätzen versetzt, sodass beim Trocknen Risse entstehen. Diese erinnern an das brüchige Gewebe alter Stoffe, an die Spuren von Abnutzung und Zeit. Doch während echter Teppiche sich durch weiche Texturen und stoffliche Wärme auszeichnen, bleibt Kristes Malerei eine starre, kühle Oberfläche – ein Widerspruch, der das Auge und die Vorstellungskraft herausfordert.
In der Serie Angry Clouds zeigt sich eine andere Seite von Kristes Arbeit. Während die Werke aus Teppich und Steine sich mit der Nachahmung und der Materialität der Objekte beschäftigen, treten hier Formen auf, die sich der Eindeutigkeit entziehen. Es entsteht ein Spiel zwischen der Aussen- und der Innenform, ein Gleichgewicht von Farbe und Textur.
Die Arbeiten von Vincent Kriste befragen die Malerei, indem sie das Alltägliche in den Raum der Kunst erheben und den Diskurs über das Sehen als aktiven Prozess eröffnen. Er zeigt nicht nur alltäglichen Objekte, sondern die Bedingungen, unter denen sie wahrgenommen werden. Seine Malerei ist kein Abbild der Realität – sie ist eine Inszenierung ihrer Möglichkeiten, eine Reflexion über die feinen Grenzen zwischen Wirklichkeit und Täuschung.