Project 20
Vernissage, Donnerstag, 28. November, 17-21 Uhr
Lorenza Diaz
Esther Ernst
WEG IST WEG 2.0
Linolschnitte von über 50 Kunstschaffenden
Artist Talk
Do 23. 01. 2025, 19 Uhr
Samstagsführung
14.12. 2024 und 25.1. 2025, 15 Uhr
Öffnungszeiten
Mittwoch bis Freitag, 15 – 18.30 Uhr
Samstag 13 – 17 Uhr
Oder nach telefonischer Vereinbarung +41 79 688 05 03
Text +–
Zwei Künstlerinnen, zwei Wege, die Landschaft zu erfassen, und doch ein gemeinsames Ziel: die unsichtbaren Fäden zwischen Realität und Erinnerung sichtbar zu machen. Lorenza Diaz malt nebelverhangene Szenerien, die wie verblassende Traumbilder aus einer fernen, vergessenen Zeit aufsteigen – melancholische Landschaften, die an die Grenze zwischen Figuration und Abstraktion treten. Hingegen bewegt sich Esther Ernst in ihren Zeichnungen zwischen kartografischer Genauigkeit und Traumwelt. Ihre feinen Linien, präzisen Striche und assoziativen Texte verflechten sich zu labyrinthischen Bildern, die wie Erinnerungslandschaften wirken. Gemeinsam öffnen sie poetische Bildwelten, in denen sich Realität und Imagination zu einer neuen, subjektiven Topografie verschmelzen.
In den Gemälden von Lorenza Diaz entfaltet sich eine Welt, die zwischen Figuration und Abstraktion oszilliert, eine Landschaft, die gleichermassen vertraut und fremd erscheint. Ihre Werke reflektieren eine Natur, die sich den menschlichen Eingriffen entzogen hat, aber dennoch die Spuren einer vergangenen Zivilisation trägt. Es sind Szenen von atmosphärischer Dichte und Leere zugleich, die an dystopische Visionen erinnern und doch eine Melancholie ausstrahlen. Diaz' Malerei steht in der Tradition der romantischen Naturdarstellungen des 19. Jahrhunderts, verweigert sich jedoch einer idealisierten und nostalgischen Sicht auf die Landschaft. Anstatt die Natur als übermächtige, erhabene Kraft zu inszenierten, verortet Diaz ihre Werke in einer Gegenwart, in der die Natur von den Überresten menschlicher Eingriffe durchzogen ist. Ihre Werke sind nicht nur visuelle Darstellungen, sondern auch physische Reflexionen über das Vergehen der Zeit.
Ein zentrales Element in Diaz’ Malerei ist das Licht. Es fungiert nicht nur als technisches Mittel, sondern als konzeptionelles Werkzeug, das den Bildraum strukturiert und zugleich entgrenzt. In ihren Gemälden durchdringen diffuse Lichtstrahlen den Nebel, durchfluten die Landschaften und schaffen so eine fast traumartige Atmosphäre. Die narrative Struktur wird zugunsten einer offenen, assoziativen Bildsprache aufgelöst: Das Licht unterbricht klare Konturen, verwischt Horizonte und erzeugt eine schwebende, zeitlose Stimmung. Ihre Maltechnik ist geprägt von einem intuitiven Prozess des Schichtens und Verwischens. Sie arbeitet Schicht für Schicht, trägt Farbe auf, wischt sie ab, übermalt und lässt nur fragmentarische Strukturen bestehen, die im Licht aufscheinen und im nächsten Augenblick wieder im Nebel verschwinden. Dieser Prozess verleiht ihren Bildern eine besondere Haptik, die sich dem schnellen Blick entzieht und die Betrachter:innen zu einem genaueren Hinsehen auffordert. Es ist ein Spiel zwischen Kontrolle und Zufall, das Diaz bewusst einsetzt, um die Fragilität und Flüchtigkeit der dargestellten Szenen zu betonen.
Diaz’ Malerei wird so zu einer Reflexion über die Zeit, über das Vergehen und das Erinnern, über das Verhältnis von Menschen und Natur. Sie schaffen Momente des Innehaltens und der Kontemplation, in denen die Betrachter:innen eingeladen wird, sich mit der Vergänglichkeit und der stillen Poesie des Augenblicks auseinanderzusetzen. So werden die Gemälde von Diaz zu Spiegeln einer Welt im Wandel, die uns zum Nachdenken über unsere eigene Existenz und die Spuren, die wir in der Welt hinterlassen, anregen.
Die Werke von Esther Ernst stellen eine faszinierende Verschmelzung von kartografischer Präzision und subjektiver Wahrnehmung dar. Dabei steht die Zeichnung selbst im Mittelpunkt: Ein Medium, das für seine Unmittelbarkeit und Ehrlichkeit geschätzt wird. Ob beim Wandern durch die schroffe Landschaft rund um Mürren oder beim Erkunden des urbanen Raums von Jerewan– in ihren Werken treffen präzise Abbildungen auf verspielte Skizzen, die durch Texte ergänzt werden. Diese Textfragmente beziehen sich auf ihre direkten Beobachtungen und verleihen ihren Werken eine zusätzliche narrative Ebene. Die Texte sind oft wie Flussläufe oder Wege in die Zeichnungen integriert und schaffen eine Symbiose zwischen Bild und Schrift. So entstehen vielschichtige Zeichnungen, die persönliche Erlebnisse, Gespräche mit Bewohner:innen und Recherchen in einem komplexen Geflecht kombinieren. Der Wechsel ihrer Zeichenstile, von der scharfen Linie des Bleistifts bis hin zur lebhaften Spur des Wachsstifts, spiegelt dabei den Übergang von äusserer Betrachtung zu innerer Reflexion.
In der «Gute Nacht, du falsche Welt»- Serie befreit die Künstlerin Esther Ernst Motive aus ihren eigenen Träumen und verknüpft diese mit Assoziationen, Eindrücken von verwüsteten Landschaften, Naturkatastrophen und archäologischen Fundorten. Auch zufällige Fundstücke aus der Natur fliessen in ihre Arbeit ein – Objekte mit einer besonderen Materialität oder Struktur, die Emotionen in ihr wachrufen und als Brücke zu ihren Traumwelten dienen. Diese einzigartigen Elemente schaffen eine Verbindung zwischen innerer Welt und äusserer Realität und lassen Betrachter:innen in vielschichtige, introspektive Bildräume eintauchen, die auf eigenwillige Weise befremden und zugleich begeistern.
Ihre Werke zeichnen sich durch eine subtile, präzise Linienführung aus, die den Betrachter:innen in fein strukturierte, oft labyrinthische Landschaften führt. Ihre Werke sind halb Landkarte, halb Traumlandschaft – eine Hommage an die Zeitlichkeit und Wandelbarkeit der Orte, die sie einfängt. Das Gesamtwerk ist nicht nur eine Dokumentation der äusseren Welt, sondern auch eine Einladung, sich der eigenen Umgebung mit neuen Augen zu nähern und eigene Assoziationen zu knüpfen. Die Arbeiten erzeugen eine Resonanz, die sowohl vertraute als auch fremde Aspekte hervorruft – eine Erinnerung daran, dass Orte in ihrer Vielschichtigkeit immer subjektiv bleiben. Jede Zeichnung ist ein Fenster in eine Welt, in der Ernst die Linien der Realität mit dem Garn ihrer Erlebnisse und Empfindungen verwebt.
Die Basler Künstlerin Esther Ernst lebt in Berlin und Solothurn.
Urs Aeschbach, Anna Maria Balint, Annette Barcelo, Selina Baumann, Beat Brogle, Peter Brunner Brugg, Isabel Bürgin, Sibilla Caflisch, Colette Couleau, Thomas Dettwiler, Gabriella Disler, Lorenza Diaz, Brigitte Dubach, Saskia Edens, Tatjana Erpen, Sonja Feldmeier, Hans-Rudolf Fitze, Franziska Furter, Daniel Göttin, Gert Handschin, Yvo Hartmann, Fritz Hauser, Eric Hattan, Linda Heydegger, Christine Hiebert, Esther Hiepler, Rut Himmelsbach, Jan Hostettler, Daniel Karrer, Beat Keusch, Anita Kuratle, Doris Lasch, Laura Mietrup, Alexandra Meyer, Marcel Mayer, Genéviève Morin, Maja Müller, Nico Müller, Sina Oberhänsli, Peter Olpe, Lisa Pomeroy, Hans-Christian Pulver, Boris Rebetez, Dorothee Sauter, Maja Rieder, Eva Schick, Sarina Scheidegger, Max Philip Schmid, Wolfgang Schneider, Felix Seiler, Celia & Nathalia Sidler, Alex Silber, Angela Staffelbach, Jürg Stäuble, Erika Streit, Peter Steinmann, Fifo Stricker, Alain Claude Sulzer, Christian Vogt, Angelika von Arx, Werner von Mutzenbecher, Hans Rudolf Wehren, Sarah Weishaupt, Gido Wiederkehr, Katharina Anna Wieser, Anna Barbara Wiesendanger, Dadi Wirz, Aline Zeltner, Fabia Zindel, Martin Zingg