Project 17
Basel Berlin
Beat Brogle, Gabriele Herzog, Susanne Schwieter
Artist Talk Andreas Reuter spricht mit Beat Brogle
Donnerstag, 14. März, 19 Uhr
Samstagsführung, 16. März, 20. April, 15 Uhr
Finissage 24. Mai, 17-20 Uhr
Öffnungszeiten
Vom 20. April bis am 24. Mai jeweils nur am Samstags 13 – 17 Uhr
Mittwoch bis Freitag, 15 – 18.30 Uhr
Samstag 13 – 17 Uhr
Oder nach telefonischer Vereinbarung +41 79 688 05 03
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Eine delikate Spannung zwischen dem Gleichgewicht von Formen und Farben lässt sich in den amorphen und organischen Gemälden von Gabriele Herzog finden. Die Arbeiten, die auf den ersten Blick reduziert erscheinen, spiegeln die komplexen visuellen Wahrnehmungen wider. Wiederum präsentieren die Zeichnungen von Beat Brogle eine Wechselwirkung zwischen den Linien und den hervorgerufenen Assoziationen. So entstehen Schichten, die zwischen Figuration und Abstraktion oszillieren. Sowohl in seiner Serie Clusters als auch in den Arbeiten von Susanne Schwieterstossen die klassischen Formen der Rezeption an ihre Grenzen. Die Werke haben digitale Bilder als ihren Ursprung, wobei diese bei Brogle als Schichten sichtbar sind und bei Schwieter lediglich als verfremdeter Hintergrund durchschimmern und eine kontinuierliche Auseinandersetzung von Aneignung und Verfremdung der Motive abbilden. So setzt sich das Projekt 17 mit dem Bilderfluss, der Transformation der Bildrealität und der Wahrnehmung auseinander.
Elwira Spychalska, Peter Steinmann
Kartografisches Netz? Universum? Landschaft? Stadtansicht? Figuren? Die Zeichnungen von Beat Brogle sind abstrakt, sie lösen aber einen konstanten Trompe-l'œil Effekt des etwas Erkennens aus. Bei jedem Durchgang verlagert sich der Blick: Wir erkennen einen Raum, suchen einen Fluchtpunkt, wechseln in die Vogelperspektive, sehen ein kartografisches Netz, einen Makrokosmos, das Universum, Figuren, Körper oder rein Abstraktes. Der Prozess des Sehens durch die Notationen einzelner Schichten lässt sich mit einer filmischen Wahrnehmung vergleichen. Die Zeichnung oszilliert zwischen dem Erkennen von figurativen, narrativen Ansätzen und dem Zerfall des eben Erkannten, in sich verästelnde Abstraktion. Bewegung und Schichten sind ebenfalls Teil der Serie "Clusters", welche sich durch die globalen Bilderströme des Internets generieren. Die Bilder dieser Serie sind algorithmisch erzeugt. Hunderte von Bildern zum gleichen Stichwort werden übereinander gelagert und stellen so eine visuelle Verdichtung dar. Durch die überlappenden Schichten von Motiven übereinander verschwindet das Einzelbild und es offenbaren sich stattdessen visuelle Artefakte, die in durch eine Verschmelzung von Formen und Strukturen entstehen. Der Basler Künstler hat seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in Berlin gefunden. Seine künstlerische Tätigkeit konzentriert sich auf morphologische Prozesse und Assoziationen, die an den Grenzen der Wahrnehmung liegen. Dabei nutzt er unterschiedliche Medien, wie Zeichnungen, Rauminstallation, Film/Video, interaktive Installationen und Webplattformen.
Elwira Spychalska, Peter Steinmann
Die Werke von Gabriele Herzog sind reduziert in ihrer Farbe, Form und Linie, sind jedoch keineswegs simpel. Ihre Arbeiten spiegeln ihre visuelle Wahrnehmung wider, die sie mittels eines singulären Mediums, des Ölsticks, auf die scheinbar unpräparierte Leinwand überträgt. Dieses Medium ermöglicht ihr direkt mit der Hand auf dem Hintergrund zu arbeiten und so bringt sie in einem hybriden Prozess Zeichnungen und Malerei zusammen. Ihre Gemälde sind kraftvoll und delikat zugleich; die organischen und amorphen Formen scheinen auf der Leinwand zu vibrieren und erreichen einen idealen Zustand: eine Gratwanderung zwischen zu viel und genau richtig. Die Harmonie und die Leichtigkeit ihrer Gemälde entstehen durch die ausgewogene Verbindung von Farben und Formen, die in einem kreativen Tanz auf der Leinwand miteinander verschmelzen und eine ästhetische Einheit bilden. Gabriele Herzog (geb.1965 in Basel, Schweiz) absolvierte den Bachelor of Arts an der Schule für Gestaltung in Basel. Anschliessend studierte sie an der Central School of Art in London und erlangte 2009 einen Master of Arts an der University of the Arts London. Sie wohnt und arbeitet in Berlin.
Elwira Spychalska, Peter Steinmann
Was bewirken der Bilderfluss und das wachsende Bildarchiv in unserer Gesellschaft? Wie sieht der technische Fortschritt aus und welche Auswirkungen bringt er mit sich? Die Arbeiten von Susanne Schwieter setzten sich mit digitalen Bildern und ihrer Verbreitung auseinander. Die Arbeiten basieren auf dem gleichen Ursprungsmotiv- einem Googlebild vom Carrara Marmor. Das Motiv wird aneignet, verfremdet, transformiert und durchs Fotografieren gelang es zurück in die digitale Welt und wieder in die analoge; es entsteht eine kontinuierliche Untersuchung von Bildern, die aus Bildern von Bildern entstehen. Die Arbeiten stellen eine enge Verbindung zwischen der klassischen Malerei und Fotografie dar. Durch die systematische Überarbeitung der Motive in mehrfachen Prozessen werden diese abstrahiert und spielen mit der Wahrnehmung und Erinnerung der Betrachtenden. Die Erinnerung an den Ursprung ist in den Bildern kaum noch erkennbar, aber sie bleibt präsent und bewahrt ihre Spuren, um daran zu erinnern, dass etwas existierte und weiterhin in einer anderen Form besteht. Es kommt zu einer Verschiebung der Bedeutung der einzelnen Motive durch eine «künstlerische» Aneignung. Dieser experimentelle Zugang zeigt Bilder als Spuren der Zeit und zeugt von den unendlichen Möglichkeiten der Bildrealität. Schwieter absolvierte die Kunstakademie Düsseldorf, sie lebt und arbeitet in Berlin.
Elwira Spychalska, Peter Steinmann